Die Qual der Wahl

Angela Merkel tritt nicht mehr an. Das wird die politische Landschaft in Deutschland verändern. Denn eine Konstante geht verloren. Und so gibt es zur Bundestagswahl 2021 für viele die „Qual der Wahl“, denn wirklich überzeugen konnte keiner der Kandidaten.

Manche sehen in ihm den Königsmacher – Christian Lindner. Der FDP-Chef hatte vor vier Jahren für eine große Verwirrung gesorgt, als er kurz vor der Zielgeraden die Koalitionsgespräche platzen ließ.

 

Diesmal gehen die Liberalen mit kräftigen Rückenwind in die Wahlen, Umfrage sehen sie bei gut elf Prozent. Das entspricht in etwa dem Ergebnis von 2017. Der Union droht indes unter Armin Laschet ein Debakel. Minus zehn Prozent sagen die letzten Umfragen voraus. Aber auch die Grünen haben bei weitem nicht mehr so viel zu lachen wie noch vor ein paar Monaten, als sie sogar vom Kanzleramt träumen durften.

Gut 61 Millionen Deutsche waren aufgerufen, den neuen Bundestag zu wählen. Und der Andrang zur Wahl war wider erwarten hoch. Als die Wahllokale um 18 Uhr schließen, liegt die Wahlbeteiligung bei stolzen 76,6 Prozent.

Dann geht es an die Auszählung. Und die hat einige Überraschungen parat. Bei den Prognosen liegen CDU/CSU und SPD noch Kopf an Kopf. Stunden später ist klar: Die SPD hat die Wahl gewonnen. Ob sie allerdings den Kanzler stellen kann, ist ungewiss. Denn FDP und Grüne, die beiden kleinen Parteien, wollen erstmals nicht auf die Einladung des Wahlsiegers warten. Sie schlagen noch am Wahlabend Sondierung im Zweier-Format vor.

Bis in den späten Abend zieht sich die Auszählung hin. Für die Union ist es ein Debakel. Das schlechteste Ergebnis der Nachkriegsgeschichte wird für CDU/CSU verkündet. Und doch will Armin Laschet regieren. Ein Gerhard Schröder 2.0, der Realitäten auch nicht wahrhaben wollte?

 

Spannend wird es auf alle Fälle in den kommenden Wochen. Denn nach den vorläufigen Ergebnissen sind drei Koalitionen möglich, zwei sogar gut denkbar. Zum einen ist es eine CDU-geführte Regierung unter Armin Laschet, aber wahrscheinlicher erscheint eine SPD-geführte Regierung unter Olaf Scholz. Dafür aber müssten sich FDP und Grüne zusammenraufen.

Google wird mehr ein Berliner

Der Internetriese Google hat seine Europazentrale in Berlin. Jetzt will er noch mehr in der Hauptstadtregion investieren und plant ein Rechenzentrum für einen hohen Millionenbetrag in Berlin oder Brandenburg. Für diese Ankündigung macht sich die Hauptstadtrepräsentant im Bezirk Mitte als Kulisse sehr gut – gute Nachbarschaft ist eben viel Wert.

Der von Google-Vizzepräsident vorgestellte Investitionsplan reicht bis ins Jahr 2030 und sieht – den aktuellen Trends folgend – auch verstärkte Ausgaben in erneuerbare Energien vor. Damit soll bereits ab 2022 „zu jeder Stunde rund 80 Prozent der an die Google-Infrastruktur gelieferten Energie aus CO2-freien Quellen“ stammen. 

60,1

Es geht voran. Aktuell sind 50.002.224 Personen in Deutschland vollständig gegen Corona geimpft. Das entspricht einer Quote von 60,1 Prozent der Bevölkerung.

Zusammen mit den Erstimpfungen liegt die Quote sogar bei 64,9 Prozent. Und selbst am Samstag wurden 213.092 Dosen verabreicht.

Mozart meets Mambo

Das Konzerthaus am Gendarmenmarkt ist wieder offen. Nach monatelanger, coronabedingter Schließung lädt das Festival „Young Euro Classic“ Jugendsinfonieorchster aus der ganzen Welt ein. Ein absolutes Highlight ist das Orquestra del Lyceum de la Habana, das den Abschluss des Festivals in eine Party verwandelt.

Wann wurde schon mal auf der Bühne des Konzerthauses ausgelassen getanzt? Die Kubaner machen es möglich, und auch die Gäste im Saal hält es nicht mehr auf den mit rotem Samt beschlagenen Sitzen.

 

Es ist Sarah Willis, der Hornistin der Berliner Philharmoniker, zu verdanken, dass das kubanische Orchester gekommen ist. Seit Jahren, so erzählt sie tief bewegt, verbinde sie eine enge Beziehung zu dem außergewöhnlichen Orchester. Und so entstand die Idee, auch ein Mozart-Stück in die Karibik zu versetzen: Mozart meets Mambo sozusagen. Nun auch in Berlin.

Tagelang stand das Konzerthaus am Gendarmenmarkt im Zeichen des Festivals, das bereits seine 22. Auflage erlebt. Einige Jugendorchester mussten wegen der Pandemie in ihren Ländern absagen. Auch bei den Kubanern stand es bis fast zuletzt auf der Kippe.

 

Klassik ist angesagt bei diesem Festival. Und so spielt das 2009 gegründete Orchester unter der Leitung ihres Dirigenten José Antonio Méndez Padrón zu Beginn die Ouvertüre zu Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“ – ein ungewöhnlicher Klang, weil er immer wieder mit Mambo-Rhythmen unterlegt ist. Aber es ist ein Hör-Genuss. Und wer ein Orchester stehend sieht, das Samba-, Conga- und Mambo-Rhythmen mittanzt, der ist einfach nur beeindruckt.

Nach dem Konzert gibt es auf dem Gendarmenmarkt noch eine Zugabe. Wer möchte, kann sich die CD „Mozart y Mambo“ für 15 Euro kaufen und damit etwas für die Zukunft des kubanischen Jugendorchesters tun, denn mit dem Geld sollen neue Instrumente angeschafft werden. Das ist auf Kuba nicht so einfach.

 

Sarah Willis kommt ebenfalls noch einmal heraus und signiert diese mit ihr eingespielte CD. Die Aufregung ist ihr immer noch anzumerken, aber auch die riesige Freude, dass es mit dem Konzert geklappt hat. Und so wird daraus schließlich auch im Freien noch eine wunderbare Party.

50,2

Ein wichtiger Meilenstein ist erreicht. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat jetzt einen vollständigen Impfschutz. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind es aktuell exakt 50,2 Prozent.

Mehr als 61 Prozent der Menschen haben bereits die erste Dosis erhalten. Anders gesagt: Wir sind auf gutem Weg zur sogenannten Herdenimmunität.

Ein Stern am Wannsee

Kann eine Klubkantine einen Koch-Stern bekommen? Wenn es nach dem Essen geht: klares Ja. Gemeint ist das Restaurant des MYCvD am Wannsee, das seit elf Jahren von der Familie Laufer betrieben wird. Heute ist das Klubhaus hochverdient die Nummer 1 bei Tripadvisor für Berlin. Von immerhin über 7.801 Möglichkeiten in der Hauptstadt zu essen.

Versteckt liegt das kleine Restaurant in der Scabellstr. 10-11. Da es aber eine Klubkantine ist, müssen Auswärtige unbedingt vorbestellen.

Mit der Lockerung nach dem Lockdown hat  Laufer sein kleines Restaurant am Wannsee wieder aufgemacht. Die beste Lage am See mit Blick in den Sonnenuntergang hat ihm immer volle Reservierungen beschert. Und die Karte verspricht lukullischen Hochgenuss.

Gern beschreibt Laufer selbst, was da alles auf den Teller kommt. Und dass die Weine vom Weingut Laufer nur reine Namensgleichheit ist. Aber irgendwie ist es passend.

 

Ja, die Lage ist schon besonders. Aber die drei L für Lage, Lage und nochmals Lage habe er für drei F eingetauscht, erzählt Laufer. „Faires Angebot, faire Preise, faire Löhne.“ Das ist in der Branche nicht selbstverständlich. Und so ist das Bestellen doppelt vergnüglich.

Schon die Vorspeise ist ein optischer und geschmacklicher Hochgenuss. Ziegenkäse überbacken – nur eben anders.

 

Eingeführt hat Laufer nach Corona ein sogenanntes Ticket-System. Wer in dem kleinen Restaurant mit seiner hervorragenden Küche einen Tisch bestellt, der bezahlt vorab einen Festpreis. Davon profitieren beide Seiten. Der Gast weiß, was er bekommt und der Betreiber ist auf der sicheren Seite – auch bei Absagen. Aber die, so ist zu hören, seien immer weiter rückläufig.

Durchdacht bis ins Detail. Selbst das kleine Amuse-Gueule bekommt einen würdigen Rahmen. Serviert wird es auf dem Boden einer halbierten alten Weinflasche. Auf diese Idee ist ein Koch gekommen, der die Flaschen auch selbst so herrichtet.

 

Übrigens: MYCvD ist die Abkürzung für Motor-Yacht-Club von Deutschland. Das ist einer der ältesten Segelvereine am Großen Wannsee. Heute sind die Boote aber zunehmend motorisiert.

Der BER nimmt Fahrt auf

Endlich. Erstmals zählt der Berliner Flughafen BER mehr als 50.000 Passagiere an einem Tag. Gut 51.000 Gäste wurden nach Angaben der Flughafengesellschaft am Freitag abgefertigt. Vergangenes Jahr lag dieser Wert selbst zu Spitzenzeiten gerade mal bei 30.000.

Mitten auf dem neuen Flughafen BER, der im November 2020 mit neunjähriger Verspätung erst eingeweiht wurde, steht der neue Tower. 



Aber an die Hochzeiten der Berliner Luftfahrt reicht alles bei Weitem noch nicht ran. 2019 zählten Tegel und Schönefeld an verkehrsreichen Tagen schon mal gern 120.000 Passagiere. Nun ja, aber der Anfang ist gemacht.

5,0 – Neuer Tiefstwert

So niedrig war der Inzidenzwert noch nie: 5,0 aktuell. Das heißt, dass sich in den vergangenen sieben Tagen deutschlandweit gerade mal fünf von 100.000 Personen mit dem Corona-Virus angesteckt haben. Im Vergleich zum Vortag sind es insgesamt 649 neue Fälle gewesen.

Diese niedrigen Zahlen in Verbindung mit der jetzt richtig angelaufenen Impfaktion schlagen sich auch in der Stimmung wieder. Jüngsten Umfragen zufolge haben lediglich 27 Prozent der Deutschen Angst, sich oder ein Familienmitglied mit Corona anzustecken. Jedoch geht die Sorge um, dass es im Herbst wieder anders werden könnte. Aber jetzt ist erst einmal Urlaubszeit.

Hexenkessel 2.0 – Das Monbijou Theater kommt

Einst war das Hexenkessel Hoftheater eine der angesagtesten Adressen für Kleinkunst in Berlin Mitte. Heftiger Zoff der Betreiber und unklare Vertragslage haben ihm aber 2018 den Garaus gemacht. Nun kommt das Kleinod zurück – als Monbijou Theater. Im Sommer wird wieder gespielt.

Das einstige Halbrund der Bühne an der Spree erinnerte an die alten Shakespeare-Aufführungsstätten. Im Hintergrund steht immer noch die Märchenhütte, die gerade in der Weihnachtszeit Groß und Klein angezogen hat.

 

Mitte Juli soll es bereits losgehen. Dabei will das neue Monbijou Theater eine „Bühne für alle – mit Volkstheater, Märchen und Kursen“ sein. 1994 gegründet hatte der Vorgänger jährlich bis zu 100.000 Gäste angezogen.

Viel Glück den neuen Betreiber. Denn irgendwie passte das Amphitheater an der Strandbar gut zum und in den Monbijoupark.

Vor 30 Jahren: Der Hauptstadtbeschluss

Berlin wird wieder Berlin. Das ist die Kurzformel einer Sternstunde des Parlaments in Bonn. Vor genau 30 Jahren diskutierte der Bundestag zwölf Stunden lang über nur ein einziges Thema: Wo ist die neue deutsche Hauptstadt?

Heute ist die Wiese vor dem Reichstag ein Anziehungspunkt für alle Berliner und Gäste. Vor dieser imposante Kulisse ist die einstige Frage nach der Hauptstadt fast vergessen.


Damals gab es nur zwei Anträge: Der eine von Norbert Blüm mit der Bonn-Lösung, der andere von Wolfgang Thierse mit dem Votum für Berlin. Das Ergebnis, das am Abend die damalige Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth verkündete, kam für viele dann doch überraschend. 338 Abgeordnete stimmten für Berlin, gerade mal 18 mehr als notwendig waren. 320 Abgeordnete votierten für Bonn. Es gab eine Enthaltung und eine ungültige Stimme.

Ein Blick in den heutigen Plenarsaal in Berlin. Viele Befürchtungen von damals, wie etwa dass der Parlamentsbetrieb am neuen Platz gestört werden könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Aber so eine Debatte ist schon einzigartig gewesen.



Zu Beginn standen die Chancen für Bonn gut. Die deutsche Einheit war gerade ein paar Monate her. Zwar warfen sich politische Schwergewichte wie Kanzler Helmuth Kohl, Außenminister Hans-Dietrich Genscher und SPD-Chef Willy Brandt pro Berlin in die Waagschale. Aber Jahrzehnte Tradition standen dagegen. Und natürlich viel, viel Gefühl.

Jahre später folgte der Umzugsbeschluss, also die Entscheidung über die Verlegung von Regierung und Parlament an die Spree. Verbunden damit war auch die Rekonstruktion des Reichstagsgebäudes. Auch eine gute Entscheidung. Diese Glaskuppel über dem Plenarsaal ist heute ein neues Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt.



Bonn war 1991 geschockt. Für so manchen Beobachter hatte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble die gedankliche Wende gebracht. In seiner Rede betonte er: „Von der Luftbrücke über den 17. Juni bis zum Mauerbau 1961 bis zum 9. November 1989 und 3. Oktober 1990 – das Symbol für die Einheit und Freiheit und Demokratie und Rechtsstaatlichkeit für das ganze Deutschland war immer Berlin.“ Wie keine andere Stadt, wohl wahr.