Januar / Februar 2021 – Dem Himmel entgegen

1. Januar 2021: Neujahr in Berlin – eine Stadt, die ungewöhnlich ruhig ist. Keine Nachböllerei wie sonst üblich. Es herrscht erfrischende Stille, bevor es in ein paar Tagen auf der Baustelle wieder losgeht.

Das ist der Eingang ins Tacheles-Areal, in dem die Rohbauten schon stehen. Und der Schriftzug mit dem umgekippten A ziert schon das Tor, das noch etwas an die alte Geschichte als alternatives Kunsthaus erinnert.

 

5. Januar 2021: Es ist der Tag des verlängerten Lockdowns in Deutschland. Ein guter Zeitpunkt, auch mal die Webcams der Tacheles-Baustelle vorzustellen, die rund um die Uhr einen Einblick in die Arbeiten ermöglichen. Davon gibt es insgesamt vier Stück. Sie sind erreichbar unter https://amtacheles.de/en/more-live/

Das ist ein Blick in die künftige Friedrichstrassenpassage, die dem alten historischen Verlauf folgt. Gut zu sehen ist, dass die Rohbauten alle schon stehen.

 

8. Januar 2021: Da die neue Friedrichstraßenpassage mittlerweile als Rohbau steht, können wir ja mal einen Blick zurück werfen. Anfang 1908 wurde das Original eingeweiht. Diese überdachte Einkaufs-Passage verband die Friedrichstraße mit der Oranienburger Straße.

Ursprünglich wurde diese Verbindung Passage-Kaufhaus genannt – ein von Franz Ahrens 1907–09 errichteter, fünfgeschossiger Stahlbetonbau mit Kuppel. Hier befanden sich zahlreiche Büros, rund 100 Läden und Stätten für Unterhaltung sowie Ausstellungen. Daran soll nun wieder angeknüpft werden, nur leider ohne Überdachung.

 

11. Januar 2021: Jetzt hat auch der Hochbau an der Johannisstraße vollständig begonnen. Die letzte Lücke wird gerade geschlossen. Im Hintergrund wachsen die Mikroappartements in den Himmel, die vorletzte Etage steht bereits.

Wo jetzt noch Materialcontainer stehen, sollen künftig Vorgärten die Eingänge zieren. In der Planung sieht das ziemlich gut aus.

 

13. Januar 2021: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das scheint auch das Motto auf der Baustelle zu sein, wo ja aktuell noch bei Temperaturen kurz über den Gefrierpunkt Beton gegossen wird. Und so ist wieder eine Halbetage fertig.

Gerade erst wurde die Stahlarmierung geflochten, da tauchten auch schon die roten Betonsilos am Kran auf, mit denen immer ein Teil der Decke gegossen wurde. Erstaunlich, dass bei diesen Temperaturen noch mit Flüssigbeton gearbeitet werden kann.

 

15. Januar 2021: Ein paar Schneeflocken am Vormittag können die Arbeiten nicht aufhalten. Nach wie vor rollen die Betonlaster an und werden immer neue Wände hochgezogen.

Wenn die neue Wand fertig gegossen ist, wird zum Schutz lediglich eine schwarze Plane übergezogen. Aber der Wind zerrt heftig daran.

 

16. Januar 2021: Heute geht es auf dem Tacheles-Areal etwas ruhiger zu. Ob es daran liegt, dass es Samstag ist oder dass die Temperaturen jetzt auch tagsüber unter Null Grad liegen, ist nicht ganz klar. Aber wie dem auch sei, pünktlich ab 7 Uhr wurde zumindest gehämmert.

Interessant ist dieser Blick in Richtung des neuen Hotels – oder besser die Lücke, die zum benachbarten Generator-Hostel gelassen wird. Soll das ein Lichthof nach englischem Vorbild werden?

 

18. Januar 2021: Es schneit. Berlin erlebt den ersten richtigen Wintertag in diesem Jahr. Und dennoch gehen die Arbeiten auf dem Tacheles-Gelände weiter. Es wird gehämmert und die nächsten Verschalungen aufgestellt.

Nun gut, gerade kann kein Beton gegossen werden. Aber die Wetteraussichten sind günstig. Und so wird alles für die kommenden Tage vorbereitet.

 

20. Januar 2021: Oh, was ist denn hier passiert? Jetzt drehen sich aktuell elf Kräne auf der Baustelle. Zwei kleinere sind in den vergangenen Tagen hinzugekommen. Es wird offensichtlich Druck gemacht.

Der Kran hievt Fertigplatten für das künftige FRAME-Gebäude über die Baustelle. Das wird ein sechsgeschossiges Loft-Gebäude – die Hälfte ist schon geschafft.

 

25. Januar 2021: Ein weiteres Gebäude im Tacheles-Areal geht seiner Vollendung entgegen – das Haus mit den Mikroappartments. Bereits sechs Etagen sind geschafft, nun geht es an die siebente.

In dem Haus mit seinen Ein-Raum-Wohnungen befindet sich auch die Zufahrt zum unterirdischen Gelände. Über diese Einfahrt zwischen Friedrichstadtpalast und Kalkscheune wird sicherlich auch der Lieferverkehr für die geplanten Läden und Restaurants abgewickelt werden.

 

27. Januar 2021: Die Temperaturen sind wieder stabil über Null grad. Und schon wird wieder Beton gegossen, wie an dem Ausleger deutlich zu sehen ist. Da pass auch mehr durch als mit den kleinen Betonsilos per Kran transportiert werden könnte.

Die ersten Häuser in der Johannisstraße haben bereits drei Stockwerke. Hier sollen einmal hochwertige Eigentumswohnungen entstehen. Gegenüber der Kalkscheune und hier links im Bild wächst das Haus mit den Mikroappartments.

 

29. Januar 2021: Da ist offensichtlich etwas schiefgegangen. Auf Kran Nummer 8 laufen am Morgen Leute rum – und zwar auch auf dem Ausleger in gefühlt mehr als 30 Metern Höhe. Andere turnen auf dem Kranführerhaus herum. Und ein Seil hängt ziemlich durch.

Schnell wird deutlich, dass sich da etwas am Haken verschoben hat. Und für die Reparatur braucht es eben Handarbeit. Aber schwindelfrei sollte man für den Job schon sein.

 

30. Januar 2021: Es hat geschneit. Zehn Zentimeter Neuschnee bedecken die Baustelle, die auch am Samstag wie immer um sieben Uhr zum Leben erwacht. Nur, dass heute nicht weitergebaut wird, sondern dass das vor kurzem gelegte Stahlgitter vor übermäßiger Feuchtigkeit geschützt werden muss.

Mit einem Hochdruckreiniger wird zunächst der Schnee weggeblasen. Dann werden Plastikfolien über die Stahlnetze gelegt, die künftig dem Beton seine Festigkeit geben sollen. Da würde Rost ja stören.

 

1. Februar 2021: Langsam kehrt die Sonne zurück. Und da wird deutlich, dass sich das Containerdorf noch einmal vergrößert hat. Um 18 Container, um genau zu sein. Sie werden jetzt verkabelt.

Hinter den Containern wächst derweil das weiße Gebäude mit den Lofts und den luftigen Balkonen in die Höhe. Auch hier ist bald Halbzeit beim Rohbau erreicht.

 

4. Februar 2021: Die Arbeiten laufen trotz des teils frostigen Wetters auf Hochtouren. Tagsüber herrschen noch Plus-Grade, und da wird schnell so viel Beton wie möglich gegossen. Denn am Wochenende soll der Winter mit Macht Einzug halten.

Der große graue Ausleger kommt wieder zum Einsatz. Jetzt wird der Boden für die letzte Etage beim Mikroappartement-Haus gegossen.

 

8. Februar 2021: Was für eine Ruhe an einem Montag. Kein Gehämmere ist zu hören, kein Kompressor läuft. Und nur ein einsamer Kran dreht sich ein paar Mal. Der Winter ist gekommen.

Im Tagesverlauf fallen fast zehn Zentimeter Neuschnee. Und das Thermometer steigt auch nicht über -5 Grad Celsius. Da fällt auch eine Baustelle in den Winterschlaf.

12. Februar 2021: Immer noch liegt das ganze Tacheles-Areal im Winterschlaf. Immer noch sinken die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt. Und immer noch liegt eine kleine Schneedecke, die zu Wochenbeginn gefallen ist.

Wo sonst die Betonmischer dicht an dicht sich drängen, liegt unberührt der Schnee. Und rechts muss auch das Gebäude an der Johannisstraße warten, bis es weiter wachsen kann.

 

15. Februar 2021: Zum ersten Mal seit Tagen sind wieder Stimmen auf der Baustelle zu hören. Zwei Arbeiter kontrollieren, was der kleine Wintereinbruch angerichtet hat. Denn in dieser Woche könnten die Arbeiten weitergehen. Zumindest soll das Wetter mit deutlichen Plusgraden mitspielen.

Alles ist noch weiß. In der vergangenen Woche herrschten aber auch eisige Temperaturen, die nachts sogar zweistellig in den Minusbereich rutschten. Heute kletterte das Thermometer erstmals wieder über die Null-Marke.

 

17. Februar 2021: Am Aschermittwoch ist alles vorbei. So lautet ein altes Sprichwort. Und auch auf dem Tacheles-Gelände ist die winterliche Ruhe nach zehn Tagen beendet. Pünktlich um sieben beginnen die Arbeiten. Ist ja auch schönes Wetter angesagt: Bis zum Wochenende sollen es wieder zweistellige Plusgrade werden.

Die ersten Arbeiter sind mit Aufräumen und Freiräumen beschäftigt. Dazu wird der Kompressor angeschmissen und die Arbeitsfläche mit Druckluft von den letzten Schneeresten befreit.

 

19. Februar 2021: Das Wetter ist umgeschlagen. Mittlerweile herrschen sogar zweistellige Plusgrade. Innerhalb einer Woche ist das Thermometer um fast 30 Grad geklettert. Und so ist nicht nur der letzte Schnee geschmolzen, auch alle Bauarbeiter sind offenbar zurück.

Ein Blick von der Kalkscheunenstraße. Direkt voraus steht das neue Mikroappartement-Haus. Nur noch eine Etage fehlt, dann ist der Rohbau fertig. Unten wird eine Einfahrt in die Tiefgaragen sein, wo auch der Lieferverkehr dann unterirdisch die Geschäfte erreichen kann.

 

22. Februar 2021: Langsam kann die Winterstarre aufgehoben werden. Und so ist auf der aktuell obersten Etage nur noch kurze Zeit das große Gebläse zu sehen, das dem Materiallager eine Etage tiefer mit Warmluft versorgt hat.

Wie schnell der Bau vorangeht, lässt sich am besten am grauen Containerdorf im Hintergrund ablesen. Hier ist nur noch die oberste der drei Etagen zu erkennen.

23. Februar 2021: Was nicht passt, wird passend gemacht. Dies gilt auch für die Tacheles-Baustelle. Vor Ort hilft entweder ein Vorschlaghammer oder eben eine Betonsäge. Die Staubfahne reicht weit in das Areal hinein.

Hier ist das Mikroappartment-Haus zu sehen, wo gerade die Platten für den Biden der obersten Etage mit einem Mobilkran nach oben gehievt werden. Wenn es fertig ist, wird das Gebäude offensichtlich die benachbarten Johannishöfen überragen.

 

25. Februar 2021: Es fühlt sich an wie Sommer. Mittlerweile erreicht das Thermometer 19 Grad – im Plusbereich. Und so wird auf dem Tacheles-Areal gearbeitet, was das Zeug hält. Alle Kräne drehen sich wieder.

Immer wieder schweben die rot-schwarzen Wände über die Köpfe. Es sind Schalwände, die je nach Raummaß gesetzt werden und individuelle Lösungen ermöglichen.