5.021.469

Der Corona-Virus breitet sich mit der „vierten Welle“ rasant aus. Mit aktuell 36.348 Neuinfektionen ist nunmehr auch die Fünf-Millionen-Marke bei den insgesamt registrierten Corona-Fällen in Deutschland überschritten. Das Robert-Koch-Institut gibt diesen Wert mit 5.021.469 Menschen an, die positiv auf das Virus getestet wurden.

Mit gut 56 Millionen Menschen sind auf der anderen Seite 67,5 Prozent der Bevölkerung zwei Mal geimpft. Aber dieser Wert steigt nur noch langsam.

Das Schloss mit Terrasse

Es gibt ein neues Highlight beim Berliner Schloss. Seit Oktober ist nun auch die 1.800 Quadratmeter große Dachterrasse eröffnet. Sie ist frei zugänglich und bietet aus 30 Metern Höhe einen fantastischen Blick über die Sehenswürdigkeiten in Berlins Mitte.

Neu eröffnet ist auch das Restaurant „Baret“ mit 144 Plätzen. Der Name erinnert an die französische Naturforscherin und Botanikerin Jeanne Baret (1740 – 1807).

 

Dach-Restaurant und Dach-Terrasse sind zusätzliche Baumaßnahmen gewesen. Sie wurden erst nachträglich vom Bundestag und Bundesregierung 2017 genehmigt. Architekt ist aber ebenfalls Franco Stella.

249,1

Ein Negativ-Rekord folgt dem anderen. Nachdem mit 50.196 Fällen heute ein trauriger neuer Tages-Höchstwert an Corona-Neuinfektionen gemeldet wurde, klettert auch die Sieben-Tage-Inzidenz auf den bislang nicht gekannten Wert von 249,1. Vier Tage in Folge immer neue Höchstwerte. Erst vor Kurzem wurde erstmals die Schwelle von 200 überschritten.

Zum Vergleich: Die Zahl der Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohnern betrug im Oktober gerade mal 64,4. Und selbst das war noch deutlich entfernt von der einstmals angestrebten Inzidenz von 35. Dies galt als magische Zahl für ein Ende des monatelangen Lockdowns.

Cowboys in Mitte

Sie reiten in den Sonnenaufgang. Vor dem Kino International steht eine übergroße Plastik auf der Karl-Marx-Allee, die zwei Cowboys auf ihren Pferden mit Blick gen Osten zeigt. Sie erinnern stark an die einstigen Spielfiguren aus DDR-Zeiten. Aber warum?

Auch der Name der Skulptur ist passend: „Jagd auf die Große Bärin“. Dieser erinnert sehr an den einstigen DEFA-Film „Die Söhne der großen Bärin“ von 1966 mit dem Schauspieler und DDR-Chefindianer Gojko Mitic.

 

Aber der Sinn der bunten Plastik erschließt sich nicht. Offiziell soll sie eine ironische Allegorie sein auf den in diesem Kiez einfallenden Kapitalismus und eine Gentrifizierung der Wohnblöcke. Nun ja, außer dem Kino International, vor dem diese Skulptur steht, haben alle Restaurants und Bars in der Umgebung wie das Café Moskau längst dicht gemacht.

Noch eine zweite, kleinere Plastik steht gleich in der Nähe. Sie zeigt zwei weiße Ziegelsteine über einem Feuer in den deutschen Nationalfarben. Doch auch hier herrscht zunächst Ratlosigkeit: Was soll das bedeuten?

 

„Die temporären künstlerischen Projekte beleuchten die städtebaulichen, historischen und sozialen Eigenschaften des ikonischen Bauensembles aus den 1960er Jahren aus zeitgenössischer Perspektive“, betont der Berliner Senat. Ach so. Das also wollte uns das Künstler-Duo S O N D E R (Peter Behrbohm & Anton Steenbock) sagen. Gelungen?

Zumindest ist es etwas bunter auf diesem Abschnitt der Karl-Marx-Allee geworden. Denn auch die legendäre Mokka-Milch-Eisbar neben dem Kino, die nach der Wende lange als Albert´s fungierte, wurde schließlich vor zwei Jahren geschlossen. Und die hatte es in DDR-Zeiten sogar zu einem Schlager gebracht.

33.949

Das ist ein neuer Negativ-Rekord. 33.949 neue Fälle des COVID-Virus meldet das Robert-Koch-Institut an einem einzigen Tag. So viel wie noch nie seit Beginn der Epidemie. Die befürchtete „vierte Welle“ ist definitiv da. 

Auf der anderen Seite sind mittlerweile mehr als zwei Drittel oder 66,9 Prozent der Bevölkerung zwei Mal geimpft. Das sind 55,67 Millionen Menschen. Respekt.

Da lohnt es sich, über die Rückkehr der Freiheiten für diese Gruppe ernsthaft nachzudenken. 

Blaues Gewölbe mit 6.662 Sternen

Die neue U5 ist fertig. Zwar war die 2,2 Kilometer lange Verlängerung zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor schon im Dezember 2020 nach zehnjähriger Bauzeit eingeweiht worden. Aber der Haltepunkt „Museumsinsel“ fehlte bislang. Jetzt ist auch er geschafft. Und er sieht leuchtend aus.

Vor allem die Decke mit dem Sternenhimmel ist ein Schau-Vergnügen. Sie erinnert an den Baumeister Karl Friedrich Schinkel, der eine solch ungewöhnliche Sternenkuppel der Kirche in Neuhardenberg spendierte.

 

Die Sternen-Idee hatte Schinkel durch die 1816 im Königlichen Schauspiel aufgeführte Mozart-Oper „Die Zauberflöte“, für die er die Bühnenbilder entwarf. Für den Auftritt der Königin der Nacht dachte er sich einen Sternenhimmel aus. Den nahm er gleich als Vorbild für die Kirchendecke in Neuhardenberg. Und diese Idee griff auch der Schweizer Architekt Max Dudler auf, der das neue „blaue Gewölbe“ entwarf.

Das dunkle Blau der Decke kontrastiert hervorragend mit dem BVG-Gelb der U-Bahn. Diese Farbgestaltung aller Berliner Nahverkehrsmittel im sogenannten Verkehrsgelb oder RAL 1023 geht zurück auf einen Westberliner Designer, der das schon in den 1980er-Jahren vorschlug. Sie wurde erst weit nach der Wende realisiert.

 

Wer Langeweile hat, kann ja die Sterne am Haltepunkt „Museumsinsel“ zählen: 6.662 sind es insgesamt. Es ist übrigens die 175. U-Bahn-Station in Berlin – und mit 150 Millionen Euro auch der teuerste der drei neuen Bahnhöfe der U5. Aber so bekommt die Museumsinsel, die immerhin zum Weltkulturerbe gehört, endlich auch ein unterirdisch gutes Entree.

Der Bahnhof ist für 15.000 Fahrgäste pro Tag ausgelegt. Und die wollen bewegt sein. Dafür sorgen Rolltreppen, die anders als beim BER wirklich bis nach oben reichen.

 

Insgesamt kostete die neue Strecke 540 Millionen Euro. Aber da sind auch die anderen beiden Bahnhöfe an der Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße (Humboldt-Universität) und Rotes Rathaus schon mit drin.

20. Bundestag: Nur China ist größer

Der 20. Deutsche Bundestag hat sich zusammengefunden. Mit der Konstituierung endete auch die Amtszeit der schwarz-roten Bundesregierung unter Angela Merkel, die ihre Entlassungsurkunde erhielt. Bis zur Wahl des neuen Kanzlers bleibt sie aber geschäftsführend im Amt.

Noch ist die Regierungsbank links leer. Denn noch laufen die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, FDP und den Grünen. Aber bis Weihnachten soll alles geschafft sein.

 

30 Tage nach der Bundestagswahl, die die politische Landschaft durcheinander gewirbelt hat, ist der Bundestag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Mit 736 Abgeordneten ist das deutsche Parlament das zweitgrößte weltweit – nach China.  Zeit für eine echte Wahlrechtsreform.

Noch schaut Olaf Scholz etwas skeptisch, noch sitzt er auf den Abgeordnetenplätzen. Aber nach 16 Jahren Merkel-Regierung wird voraussichtlich neuer Regierungschef – und zum ersten Mal wird nach 16 Jahren wieder ein Sozialdemokrat Kanzler werden.

 

Nach 16 Jahren muss damit auch die CDU erstmals wieder in die Opposition. Das ist ungewohnt bis frustrierend, so ist aus dem Parlament zu hören. Nur einzelne Abgeordnete der Union sagen hinter vorgehaltener Hand: Das haben wir verdient. Jedenfalls wird die Union jetzt Oppositionsführer. Das hatte vier Jahre lang in den Händen der AfD gelegen. Vielleicht wird es so wieder zum Privileg.

Unklar ist, welche Rolle Friedrich Merz bei der Erneuerung der Union spielen wird. Zwei mal ist der einstige Unions-Fraktionschef als Kandidat für den CDU-Parteivorsitz angetreten, beide Male aber auch klar gescheitert. Eines jedenfalls ist klar: politische Altlasten hat er nicht.

 

Jedenfalls geht eine Epoche zu Ende. 16 Jahre Stabilität trotz zahlreicher Krisen. 16 Jahre CDU-geführte Regierung und 16 Jahre Merkel als Kanzlerin. „Das Amtsverhältnis der Bundeskanzlerin Doktor Angela Merkel hat  mit dem Zusammentritt des 20. Deutschen Bundestages am 26. Oktober 2021 seine Beendigung gefunden“, sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Nachmittag im Schloss Bellevue bei der Entlassung der Regierung.

Ach ja: Sollten sich die neuen rot-gelb-grünen Koalitionäre beeilen und schon bis Anfang Dezember ihre Verhandlungen abgeschlossen haben, dann wird Merkel knapp die Amtszeit des „ewigen“ Kanzler Helmut Kohl verfehlen, der 5.869 Tage regierte.

Zitat des Tages

Es gibt in Berlin eine organisatorische Besonderheit: die Niemandsverantwortung, die bürokratische Entsprechung des Niemandslands. Für überraschend viele Dinge in Berlin ist niemand zuständig. Was aber niemanden daran hindert, jeweils die Verantwortung oder die Schuld weiterzuschieben.

Sascha Lobo, Kolumne in SPON

Thälmann ohne Gedenktafel

Ziegenhals bei Berlin war zu DDR-Zeiten ein Muss für jede Berliner Schulklasse. Hier in diesem Ortsteil von Niederlehme tagte 1933 die Kommunistischen Partei unter Vorsitz von Ernst Thälmann und markierte den Beginn des organisierten Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Doch das Sporthaus wurde 2010 abgerissen und musste einem Wohnblock weichen.

Auf dem Hof des Wohnhauses direkt an der Dahme erinnert nur noch ein Umriss an der Wand des Nachbargebäudes an das einstige Tagungslokal der KPD. In einiger Entfernung wurde als Ersatz und zur Erinnerung ein Gedenkstein aufgestellt.

 

Aber auch dieser Gedenkstein ist immer wieder Attacken ausgesetzt. Manch einem Anwohner schmeckt die Geschichte nicht. Und so wurde jetzt auch die Tafel zerstört mit der Inschrift: „7. Februar 1933 – Illegale Tagung der Kommunistischen Partei Deutschlands im Sporthaus Ziegenhals unter Leitung ihres Vorsitzenden Ernst Thälmann. Beginn des organisierten Widerstandes gegen die Herrschaft des Faschismus.“

Auf dem Granitblock gähnt eine leere Stelle, an der früher die Gedenktafel hing. Jetzt steht nur noch ein Nelkenstrauß davor mit den Worten auf dem Gebinde, dass von hier aus 1933 der organisierte Widerstand begann.

 

Als Gedenkstätte des kommunistischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg hatte Ziegenhals überregionale Bedeutung. Hier hatte Thälmann kurz nach der Machtergreifung der Nazis zum letzten Mal vor seiner Verhaftung vor leitenden KPD-Funktionären gesprochen und zum Sturz Hitlers aufgerufen. 2002 wurde das Gelände zwangsversteigert und das Gebäude später trotz massiver Proteste beseitigt.

Die Ballast-Rede

Reden zum Tag der Deutschen Einheit haben immer viel Pathetisches und Staatstragendes. Diesmal ist es anders. Denn Angela Merkel hält die letzte große Rede ihrer 16-jährigen Amtszeit. Und sie nutzt die Chance.

In Halle an der Saale findet der Festakt zm 31. Jahrestag der Deutschen Einheit statt. Merkel wirkt entspannt. Und zieht eine ungewöhnliche Bilanz ihrer Amtszeit.

 

Diese Rede wird wohl als „Ballast-Rede“ in die Geschichte eingehen. Denn erstmals zeigt sich Merkel als Ostdeutsche – mit all den Problemen, die diese Biografie mit sich bringt. Und fragt, was daran eigentlich „Ballast“ sei? Ist wirklich eine ganze Biografie nichts mehr wert? Müssen alle Erfahrungen als „Ballast“ entsorgt werden? Gute Fragen. Nur, wäre diese Rede nicht schon viel eher fällig gewesen? 

Eine halbe Stunde redet die Kanzlerin, spart keine der aktuellen Punkte aus. Selbst das jahrelange Nichtverhältnis zur Bundeswehr spricht sie an und erhält für ihren Respekt gegenüber den Streitkräften den ersten Applaus.


„Seit neugierig aufeinander, erzählt einander eure Geschichte und haltet Unterschiede aus!“, mahnt die scheidende Regierungschefin. Und fordert Respekt vor den jeweiligen Biografien und Erfahrungen. Am Ende stehen die rund 340 Ehrengäste und spenden der Kanzlerin langen, langen Applaus. 

Eines ist diesmal noch anders: Das bis 2019 übliche Bürgerfest mit Zehntausenden Besuchern fehlte wegen der immer noch gelten die Corona-Einschränkungen. Und so startet als Ersatz für das Feuerwerk am Abend ein Drohnen-Multimedia-Projekt. Und das in einem Land, das die Digitalisierung fast zu verschlafen scheint. Vielleicht auch ein Lichtblick.