21. März 2016: Eine in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannte Projekt-Entwicklungsgesellschaft namens pwr lädt zu einem Bürgerabend – und präsentiert ihr Modell des neuen Tacheles-Areals. Hinter pwr development verbergen sich zwei potente Ex-Goldman-Sachs-Investmentbanker. Konkrete Antworten gibt es an diesem Abend in der Kalkscheune zwar nicht. Dafür soll nach der Jagdfeld-Pleite lieber zumindest ein Wohlgefühl vermittelt werden: „Wir schaffen das.“ Noch sind konkrete Höhen oder Fassaden unbekannt, das soll jetzt das renommierte Architekturbüro Herzog & de Meuron richten. Sie haben bereits die Hamburger Elbphilharmonie und die Münchner Allianz-Arena entworfen. Ein gutes Omen?
23. März 2016: Baubeginn wird im April sein, hatte pwr-Geschäftsführer Klatt vor einigen Tagen verkündet. Noch stehen die aber die Autos auf der Brache, auf der künftig Edel-Wohnungen mit einem Quadratmeterpreis von bis zu 15.000 Euro entstehen sollen.
29. März 2016: Der Parkplatz – das Herzstück des künftigen Tacheles-Areals – ist zu. Das Schild am Eingang behauptet zwar, der Platz sei besetzt. Aber das ist eine freundliche Lüge. Oder hat etwa das Geld für ein neues Schild nicht mehr gereicht?
31. März 2016: Jetzt scheint es langsam ernst zu werden, denn heute wurden die Kassen-Automaten am Parkplatz demontiert und verschrottet. Wer auf diese kleine „Goldgrube“ im Herzen der City verzichtet, der will ganz sicher bald bauen.
4. April 2016: Heute ist Baubeginn – offiziell. Wer aber Baulärm ab 06:00 Uhr erwartet hatte, wurde enttäuscht. Zunächst wurde nur das blaue Kassenwärterhäuschen abgebaut und eine schwarze Limousine fuhr auf das Gelände. Vor dem Eingang parkte eine PS-starke Moto Guzzi. Baustellenbesichtigung?
6. April 2016: Es geht voran. Zumindest hängt schon mal ein kleines A4-Baustellenschild. Daraus geht hervor, dass die Firma Eggers Umwelttechnik das Gelände untersucht und alles oben freiräumt. Zugleich gibt es seit heute eine Vereinbarung mit dem Landesdenkmalamt, da es vielleicht Interessantes aus dem 17./18. Jahrhundert zu entdecken gibt. Schließlich liegt das Gelände nur wenige Meter vor der alten Akzisemauer – der alten Zollgrenze Berlins.
7. April 2016: Die Baufeldfreimachung, wie es so schön heisst, kommt langsam in Schwung. Die Kunsthalle hat bereits ihr Dach verloren und die Mauer daneben wird Stück für Stück abgetragen. Am Abend ist die Mauer schon weg…
8. April 2016: Die erste Bauwoche ist vorbei. Kurzes Fazit: Die Bau-Wagen stehen, die Bauschutt-Container auch. Nur die Kunsthalle nicht mehr. Das letzte große Gebäude auf dem Gelände wurde in nur 24 Stunden platt gemacht.
11. April 2016: Die zweite Bau-Woche startet gleich mit einer Panne: Der einzige Bagger auf dem Gelände ist früh schon laut zu hören, denn in der Nachbarschaft fällt am Morgen der Strom aus. Aber wenigstens gibt es jetzt an der Einfahrt des einstigen Parkplatzes ein kleines Schild, das – zumindest nachträglich – erklärt, warum hier alles dicht gemacht worden ist.
12. April 2016: Zum ersten Mal bekommen die Anwohner einen Eindruck der künftigen Bauarbeiten. Früh am Morgen klappern Metallrohre, röhrt der Bagger und mehrfache Erschütterungen pflanzen sich in die Nachbargebäude fort. Am Abend waren alle Licht-Masten auf dem Gelände gefällt.
13. April 2016: Am Morgen sind Passanten bass erstaunt: Das vor einigen Jahren erbaute blau-grüne Materialhäuschen ist weg. Dabei hatten die Bauarbeiter doch gerade ein Fenster in die Wand hineingeschnitten, um auf die kleine Gedenktafel zu sehen.
15. April 2016: 14 Tage nach Baubeginn sieht das Gelände schon anders aus: Das letzte oberirdische Gebäude am ehemaligen Parkplatzeingang ist weg. Ebenso sind die Holzmasten gefällt, die früher die Beleuchtung trugen. Und an die Baumfällaktion vom Februar erinnern nur noch die unterirdischen „Überreste“.
19. April 2015: Am Eingang zur künftigen Friedrichstradt-Passage sind die Erdarbeiten gestartet. Direkt an den Häusern wird nachgeschaut, ob sich unterirdisch größere Probleme ergeben könnten. Oberirdisch wachsen nur ein paar Sandhaufen in die Höhe. In ein paar Jahren sollen hier Bürotürme den Eingang zur Passage markieren.
21. April 2016: Jetzt geht es den letzten Asphalt-Brocken an den Kragen. Denn die Parkplatzbetreiber hatte über die Jahre hinweg aus der reinen Sandpiste ein befahrbares Areal gemacht. Am Morgen beginnt die rote Bodenfräse ihre Arbeit – und lässt die umstehenden Gebäude erzittern.
23. April 2016: Das Wochenende nach der dritten Bau-Woche ist gekommen. Was bleibt da festzuhalten? Der Abriss geht voran, das Abholen des Bauschutts nicht. Gemächlich wachsen die Schuttberge. Offenbar sollen keine Fakten geschaffen werden, die die Archäologen verärgern könnten. Allerdings hatte das Denkmalamt zunächst kein Interesse gezeigt.
25. April 2016: Nun endlich ist es amtlich: Das Areal zwischen Friedrichstraße, Oranienburger Straße und Johannisstraße ist eine BAU-Stelle. Das gelbe Schild prangt lässig an den Bauzäunen. Die laden aber eher zum Klettern ein.
27. April 2016: Jetzt frisst sich ein Bagger mit Probeschachtungen durch das Gelände. Der Hintergrund: Es ist eine auf Geschichtsgrabungen spezialisierte Firma Archaeofakt angerückt. Sie soll in den kommenden zwei bis drei Wochen das Freigelände auf mögliche Geschichtsfunde prüfen. Jede Grube in den einstigen Hofbereichen der nach Kriegsende abgerissenen Häuser ist etwa drei Meter tief und wird immer wieder mit einem Bodensonar geprüft.
28. April 2016: Ein Kran rückt an. Er wird im Tagesverlauf die ersten Zement-Silos aufstellen. Auch die gelben Container – hier noch auf dem Lkw – müssen sein, weil sie die Baustelle mit Strom versorgen sollen. Dann können im Mai die Ausschachtungsarbeiten losgehen. Bis zu neun Meter tief soll das Fundament werden!