November / Dezember 2017: Regen, Schnee und Eis

2. November 2017: Die Herbststürme sind vorüber und alle Kräne stehen noch. Auch ist die Tacheles-Baugrube trotz des vielen Regens nicht abgesoffen. So startet pünktlich um sieben Uhr der Baulärm: ein Greifer zerkleinert mit großem Getöse riesige Betonstücke. Das sind Teile von Fundamenten, die bei Schachtarbeiten in der Grubenmitte zum Vorschein kommen.

Die ausgegrabenen Fundamente gehören zur alten Friedrichstraßen-Passage des einstigen Kaufhauses. Zwischen 1928 und 1935 wurde es als „Haus der Technik“ der AEG berühmt. Jetzt werden die unterirdischen Reste des ersten Spannbetonbaus Berlins beseitigt.

6. November 2017: Hier im Zentrum der Baugrube stand bis vor Kurzem eine große Insel mit zehn Silos, festgefügt auf einem Betonfundament. Jetzt ist alles schon wieder Geschichte – und an jenem Platz ist nur noch Sand zu sehen.

Nur ein letzter gelber Koloss liegt noch am Boden und wartet auf seinen Abtransport. Drei rote Silos wurden inzwischen umgesetzt und stehen jetzt direkt am alten Tacheles, wo nicht vor 2019 gebaut werden soll.

11. November 2017: Arbeiten bis spät abends. Denn noch herrscht kein Frost und der Baufortschritt muss zunächst unterirdisch geschehen, bevor die nächsten Meter Sand aus der Grube herausgeholt werden können. Dazu dienen diese bis 20 Meter hohen gelben Ungetüme.

Gut ausgeleuchtet ist der Arbeitsplatz der gelben Erdbohrer. Sie müssen Stück für Stück den Untergrund verfestigen, damit kein Wasser in die künftig bis zu 18 Meter tiefe Baugrube dringen kann.

15. November 2017: Und wieder haben wir einen Baggersee. Nur dass dieser See eher dazu dient, die flüssigen Überreste der Bauarbeiten in der Tetris-Grube aufzunehmen. Baden ist, nicht nur wegen der Temperaturen, nicht zu empfehlen.

Fast täglich ändert sich die Form des Sees. Je nach Bedarf schieben Bagger die Seiten zusammen, verkleinern oder oder vergrößern so vorübergehend das Füllvolumen.

20. November 2017: Es wird wieder mehr Beton in der Grube benötigt. Immer wieder kommen Zementlaster, um die neuen Silos aufzufüllen. Denn die gelben Erdbohrer scheinen gut zu schlucken.

Auch der Aushub am Tacheles selbst ist für die erste Phase vollbracht, wie hinter den Silos gut zu erkennen ist. Hier waren in den vergangenen Monaten die Reste eines mehrstöckigen Kellers gefunden und beseitigt worden.

23. November 2017: Der West-Teil der Baugrube ist fürs erste geschafft. Alles Arbeitsgerät konnte abgezogen werden, der Aushub wurde auf durchschnittlich knapp drei Meter gebracht.

Für die nächsten Wochen soll hier Ruhe herrschen. Denn die Wand der Baugrube steht und erst im Frühjahr 2018 soll die Versteifung an der Friedrichstraße gesetzt werden.

29. November 2017: Irgendetwas hat sich in der Skyline des Tacheles verändert! Ja, der große rote Kran am Gebäude zur Friedrichstraße steht nicht mehr. Am Morgen liegt er quer an der Häuserfront. Aber noch heute wird er abgeholt.

Über viele Monate war der riesige Kran ein sichtbares Wahrzeichen der Bautätigkeiten. Aber jetzt ist das Gebäude entkernt, nun können an der Friedrichstraße die ersten kleinen Aufbauarbeiten beginnen.

1. Dezember 2017: Noch vor dem Morgengrauen starten zu Beginn des Weihnachtsmonats die Bauarbeiten. Um genau 06.52 Uhr sind die ersten Erschütterungen in den umliegenden Häusern zu spüren – und lassen manches Türchen aufspringen.

Baubeginn ist eigentlich erst ab 07.00 Uhr zulässig. Aber da es bis Weihnachten nur noch ein paar Wochen sind und heute erstmals auch mit Schneeflochen gerechnet werden muss, ist offenbar Eile angesagt. Jede Minute zählt…

6. Dezember 2017: Schau nur, was uns der Nikolaus gebracht hat. Der einstige Baggersee ist verschwunden. Nur noch ein Schatten seiner selbst kann in der Baugrube bestaunt werden. Mal sehen, wie lange noch.

Was zunächst nur eine kleine Abflussgrube für die Zementlaster war, die dort Reste ihres Betons herausgespült hatten, mutierte die Grube monatelang zu einem richtigen, rund 20 Meter langen See. Jetzt sieht er nach der schrittweisen Verkleinerung der vergangenen Tage aus wie ein zugelaufener Mini-Vulkan.

9. Dezember 2017: Der erste Schnee kommt und es ist kalt geworden. Doch am Tacheles gehen die Arbeiten unvermindert weiter. Jeden Morgen ist das Knirschen von zerbrechendem Beton zu hören, die Bagger ruhen nicht beim Aufhäufen immer neuer Sandberge.

Londoner Wetter in Berlins Mitte – Nebel und erster Schneegriesel. Ein Bild, das ein wenig an alte Landschaftsmalerei erinnert.

14. Dezember 2017: Das Jahr nähert sich dem Ende – und es wird aufgeräumt. Große Kräne sind verschwunden. Silos sind abgeholt. Und das Zentrum der Baugrube sieht wie geleckt aus.

In zehn Tagen ist Weihnachten. Dann wird für einige Zeit nicht gearbeitet. Also schnell die letzten Hangriffe des Jahres, das viel gebracht hat. Mittlerweile ist die Grube ja schon durchschnittlich zwei bis drei Meter tief.

19. Dezember 2017: Zum Jahresabschluss wird noch einmal etwas Besonderes geboten: Ein paar Gräben durchziehen die Baugrube, ein tieferer Sinn ist in den relativ flachen Gräben zunächst nicht zu erkennen. Eine Drainage ist es jedenfalls nicht. Wir sind neugierig, was folgt.

Gut zu lesen ist die Aufschrift der Tiefbaufirma: Keller. Nomen est omen?!

23. Dezember 2017: Es gibt doch noch Wunder – nach mehrmonatigen Arbeiten ist der Bauwagen vor dem Wohnhaus Johannisstrasse 12 verschwunden. Inklusive des Lager-Containers. Nur das Dixi-Klo wurde offenbar vergessen.

Was bleibt, ist der vor Monaten angelegte Zebrastreifen. Aber wegen des Bauzaunes war er von vielen Autofahrern einfach ignoriert worden.

29. Dezember 2017: Das Jahr ist vorbei, der Baulärm verebbt. Ein paar Tage wird nun Ruhe einkehren. Selbst die kleinen, erst vor ein paar Tagen angelegten Kanäle in der Baugrube sind wie von Geisterhand verschwunden.

Nur ein grüner Schriftzug „Wasser“ ist an der Holzabsperrung noch zu lesen. Warum? Dem gehen wir 2018 nach.

Ohne Hintergedanken: Guten Rutsch!