„Tacheles“ – Das inoffizielle Bautagebuch

Gut zwei Jahrzehnte war es Kunsthaus und Touristenmagnet: das Tacheles. In keinem Reiseführer durfte die bunte Ruine an der Friedrichstraße / Ecke Oranienburgerstraße fehlen. 2013 wurde das quirlige Leben auf dem letzten unbebauten Filetstück in der Innenstadt beendet, das einst Anno August Jagdfeld zu neuem Leben erwecken wollte. Jahrelang blieb der Himmel über dem „Tacheles“ dunkel.

Wo sich jahrzehntelang Künstler austobten, ist nur noch eine Ruine.
Wo sich jahrzehntelang Künstler austobten, steht heute nur noch eine wirkliche Ruine.

 

Jetzt aber soll es losgehen: 2014 erwarb Perella Weinberg Real Estate – kurz pwr genannt – das Grundstück für rund 150 Millionen Euro. Auf dem 25.000 Quadratmeter großen Areal sollen bald 110.000 Quadratmeter Wohn- und Bürofläche, Einzelhandel, Kunst und Kultur und viel Grün entstehen, verspricht der Investor.

Das Modell des neuen Tacheles-Areals, das die Grundzüge des alten Stadtviertels aufnimmt.
Das Modell des neuen Tacheles-Areals, das die Grundzüge des alten Stadtviertels aufnimmt. Vorn wird von der Friedrichstraße ein offener Eingang entstehen, flankiert von zwei Stadttürmen. Höhe noch unbekannt.

 

Geplant ist die Wiederherstellung der historischen Friedrichstraßen-Passage, die 1909 eröffnet wurde. Der Wohnanteil wird bei 38 bis 40 Prozent liegen. Auch sollen ein Hotel mit 140 Zimmern und mehrere Bürogebäude entstehen.  Ein Dachrestaurant ist vorgesehen, das einen spektakulären Ausblick bieten dürfte. Auch eine Dachbegrünung und ein Stadtplatz dürfen nicht fehlen. Im Sommer soll der konkrete Bauantrag eingereicht werden.

An der Johannisstrasse im Vordergrund sind komplett neue Wohngebäude geplant, im Hintergrund erhebt sich ein bis zu 31 Meter hoher Büroturm. Die Bestandsgebäude an der Friedrichstraße werden saniert. Auch das Tacheles soll wieder eine kulturelle (Teil-)Nutzung erhalten.
An der Johannisstrasse im Vordergrund sind komplett neue Wohngebäude geplant, im Hintergrund erhebt sich ein bis zu 31 Meter hoher Büroturm. Die Bestandsgebäude an der Friedrichstraße werden saniert. Das „Tacheles“ soll wieder eine kulturelle (Teil-)Nutzung erhalten.

 

Baubeginn April 2016, Bauende voraussichtlich 2020. Zunächst soll eine neun Meter tiefe Baugrube entstehen. Mit dem Hochbau will pwr 2018 beginnen. Zwei Jahre später sollen die letzten Gebäude fertiggestellt sein.

Ein letzter Rundum-Blick über das Gelände des Tacheles, bevor hier eine neun Meter tiefe Baugrube entsteht.
Ein letzter Rundum-Blick von der Johannisstraße aus gesehen über das Gelände des Tacheles, bevor hier eine neun bis zwölf Meter tiefe Baugrube entsteht.

 

1. Nachtrag 02/2017: Die Bauarbeiten kommen gut voran, die Grube ist mittlerweile drei Meter tief und die Pläne für die überirdische Bebauung nehmen Form an. Insgesamt vier Architekturbüros übernehmen nun die Aussengestaltung. Herzog & de Meuron sind nur noch für das Tacheles und die künftige Friedrichstadt-Passage zuständig. Und: Die Helga-Hanemann-Straße soll in einen Platz umgewandelt werden.

Auch an Grün ist gedacht: Es wird am künftigen Flat-Iron-Building ein Stadtplatz entstehen.

 

2. Nachtrag 9/2019: Ein Jahr nach Beginn der Hochbauarbeiten ist am 19. September 2019 endlich Grundsteinlegung. Dabei wird mitgeteilt, dass auf 41.000 Quadratmetern „hochwertige Büroflächen“ entstehen sollen, weitere 12.000 Quadratmeter sind für Einzelgandel vorgesehen. Dazu sollen etwa 275 Wohnungen kommen mit Größen zwischen 25 uns 250 Quadratmetern. 2020 soll der Verkauf starten.

So soll das Areal mal aussehen – sieben bis acht Etagen hoch. Und die Gesamtkosten haben sich mittlerweile dem Vernehmen nach auf rund 800 Millionen Euro erhöht. Offiziell wird nur ein Prjektdarlehen von 601 Millionen Euro durch ein Bankenkonsortium bestätigt.

 

3. Nachtrag 4/2021: Ostern 2021 sind alle der geplanten Neubauten über der Erde im Bau. Davon sind rund 42.000 Quadratmeter für Büros, 11.000 Quadratmeter für Gastronomie und 45.800 Quadratmeter für 275 Wohnungen vorgesehen, darunter 133 Eigentumswohnungen zwischen 50 und 375 Quadratmetern.

Bereits fertig ist das neue „Torhaus“ an der Friedrichstraße, wo im Frühjahr die Gerüste gefallen sind. Im Corona-Jahr 2020 waren die letzten Arbeiten am unterirdischen Sockelbau beendet worden, der noch einmal 45.800 Quadratmetern umfasst.