R.I.P. Punsch

Glühwein geht zu Weihnachten immer. Und jetzt hatte auch der Punsch aufgeholt – gerade in den kalten Corona-Zeiten wurde er gern getrunken worden. Im Freien, wie es sich gehörte. Aber auch damit ist seit vier Wochen Schluss.

Eigentlich sollte der Lockdown ja am 10. Januar vorüber sein. Aber wer genau hinsieht, der entdeckt auf der Tafel den neuen Termin: 31. Januar – und ein „hoffentlich“ davor. Mal sehen.

 

Übrigens: Der echte Punsch kommt aus Indien und hat fünf Zutaten – Arrak, Zucker, Zitronen und Tee oder Wasser mit Gewürzen. Hier in der Oranienburger Straße gab es das Mixgetränk auch ohne Alkohol. Für 5,50 Euro das Glas. R.I.P.

1.188

Die Zahl der Corona-Toten pro Tag hat einen neuen Höchstwert erreicht. 1.188 Menschen registrierte das Robert-Koch-Institut, die an oder mit Corona gestorben sind. Am 30. Dezember war erstmals die Zahl von 1.000 Toten pro Tag überschritten worden. Diese Höchstmarke von 1.129 wurde nun übertroffen.

Deutschland bleibt im harten Lockdown

Es ist bereits der dritte Corona-Gipfel im Kanzleramt. Und es gibt keine Entwarnung – im Gegenteil: Die Corona-Beschränkungen vom Dezember werden bis 31. Januar verlängert und sogar verschärft. „Die Regelungen sind härter als bisher“, räumt Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstagabend nach dem Treffen der Ministerpräsidenten in Berlin ein. So dürfen sich in Erweiterung bisheriger Beschlüsse künftig nur noch Personen aus einem Haushalt mit maximal einer anderen Person treffen.

Diese Bank in der Nähe des Kanzleramtes dürfte also noch länger leer bleiben. Denn eine klare Datenlage wird es erst ab dem 17. Januar geben. Und erst ab einem Inzidenzwert von unter 50 sind Nachverfolgung der Infektionsketten möglich. Hinzu kommt noch die jüngste Mutation des Virus. Merkel weiß: „Daraus entsteht nochmal eine neue, besondere Lage.“

 

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht mit Blick auf die Lockdown-Verschärfung von einem „sehr ehrlichen Tag“. Die Maßnahmen entsprächen den Expertenvorschlägen, einen anderen Weg gebe es nicht. „Es gibt leider keine Möglichkeit zur Entwarnung.“ Man müsse davon ausgehen, dass die Infektionszahlen nach Weihnachten und wegen des Silvesterverkehrs noch wachsen werden. Es wäre also falsch, frühzeitig den Lockdown abzubrechen. Und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) fügt hinzu: „Jetzt ist keine Zeit für Halbherzigkeit.“

Silvester der Hoffnung

Dieses Jahr 2020 ist alles anders. Auch Silvester. Dort, wo in Berlin sonst fast eine Million Menschen gemeinsam feiern, blinken nur Blaulichter der Polizei, die das gesamte Gelände rings um das Brandenburger Tor abgeriegelt hat. Nur einige Hundert Schaulustige verfolgen das Feuerwerk von der Spree aus.

Punkt Mitternacht beginnt eine Lichtshow an Berlins bekanntester Sehenswürdigkeit. Und kurz darauf steigen auch Raketen in den Nachthimmel. Sie erleuchten weithin die Kuppel des Reichstages, die von Ferne in Feuerrot erstrahlt.

 

Nein, in diesem Corona-Jahr fällt das Höhenfeuerwerk aus. Auch ist die offizielle Knallerei am Brandenburger Tor wesentlich kürzer als sonst. Dafür soll das Tor angestrahlt werden. Aber für die Besucher, die sich nach Mitte aufgemacht haben, ist das nicht zu sehen. Schade. 

Leer sind die Straßen im Regierungsviertel. Aber jene, die unterwegs sind, wünschen sich von Herzen ein gesundes neues Jahr. Nie hatte dieser Wunsch wohl mehr Bedeutung.

 

Es ist die Nacht, in der die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin ausgestrahlt wurde. Sie wird – mit Blick auf die Bundestagswahl im September 2021 – die letzte von Angela Merkel gewesen sein. Mit ihrem Krisenmanagement hat sie es allen Kritikern aber noch mal gezeigt. Auch daran erinnert man sich in dieser Nacht.

Berlin ist zu Silvester 2020 ungewöhnlich ruhig. Restaurants und Hotels sind zu. Aber einige Häuser sind erleuchtet – ein Signal der Hoffnung für 2021. So zeigt das Hotel am Alexanderplatz passend ein riesiges Herz.

 

Ach ja, zwar gab es 2020 ein Verkaufsverbot für Silvesterknaller. Aber geböllert wurde trotzdem. Vielleicht hilft es, die bösen Geister zu vertreiben. 2021 soll anders werden – einfach wieder normal.

Der letzte Auftritt

Zum letzten Mal sitzt Angela Merkel als Bundeskanzlerin vor der Kamera und hält ihre traditionelle Neujahrsansprache. Sie ist ungewöhnlich persönlich und zugleich wie immer klar. „Die Coronavirus-Pandemie war und ist eine politische, soziale, ökonomische Jahrhundertaufgabe. Sie ist eine historische Krise, die allen viel und manchen zu viel auferlegt hat.“ 

 

Was für Worte. Wir werden sie, obwohl manche sich darüber freuen, wohl künftig sehr vermissen. In der Politik äußerst ungewöhnlich.

Zwischen Trost und Frieden

Im Verborgenen lauern Stolpersteine – manche davon sind lebensgroß. Einer davon ist die „Trostfrau“, die vom Korea-Verbandes auf dem Unionplatz in Moabit aufgestellt wurde. Die Figur soll an jene rund 200.000 junge Frauen und Mädchen erinnern, die vom japanischen Militär währen des Zweitem Weltkriegs als Zwangsprostituierte verschleppt wurden.

Ende September 2020 wurde die „Friedensstatue“ mit der Frau in koreanischer Tracht aufgestellt. Wenig später intervenierte die japanische Regierung. Und das Bezirksamt Mitte wollte die Figur bis zum 14. Oktober beseitigen lassen. Aber der öffentliche Aufschrei war zu groß. Die Bezirksverordneten stimmten dagegen.

 

Die Statue, die erstmals 2011 vor der japanischen Botschaft in Seoul aufgestellt wurde, soll die Forderung nach Wiedergutmachung für diese koreanischen Opfer von Zwangsprostitution unterstreichen. Mittlerweile gilt die Skulptur aber generell als Symbol des Kampfes gegen Kriegsverbrechen an Mädchen und Frauen.

Übrigens gibt es in Deutschland drei solcher Statuen, die „Berlinerin“ ist jedoch die erste auf öffentlichem Grund.

 

Berlins neue Mitte: Das Schloss

Irgendwann wird alles fertig. Nach dem BER sind auch am Schloss jetzt die letzten Bauzäune gefallen. Und die Besucher können nach elf Jahren Planungs- und Bauzeit die neue Landmarke im Zentrum der Hauptstadt besuchen. Corona-bedingt allerdings nur als Spaziergang um das Schloss herum, im März 2021 sollen die Türen dann real öffnen.

Rund 677 Millionen Euro hat der Wiederaufbau des Schlosses gekostet, dessen Reste 1950 zu DDR-Zeiten gesprengt wurden. Trotz mancher Kritik ist jetzt zu sehen, dass Berlin seine Mitte wiederbekommen hat. Wenngleich auch als Museum der Moderne.

 

Es war der Hamburger Kaufmann Wilhelm von Boddien, der im Auftrag des Fördervereins Berliner Stadtschloss 1993 zunächst eine Fassaden-Attrappe errichten ließ. Jahre später entstand dann mit dem Humboldt-Forum eine politisch durchsetzbare Nutzungsidee für die etwa 50.000 Quadratmeter. 2009 begannen die Bauarbeiten.

Nun endlich steht das Schloss, das 2006 vom italienischen Architekten Franco Stella entworfen wurde. Als Zugeständnis an die Moderne wurde die Rückseite zur Spree hin in Waschbeton belassen – und trägt jetzt den stolzen Namen Humboldt-Forum. Nur eben ohne Bindestrich.

 

Lange wurde gestritten – und wird es immer noch. Aktuell geht es um die 1898 erworbenen Benin-Bronzen, deren Rückgabe Nigeria fordert. Aber auch andere Stücke in den künftigen Museen sollen Beutekunst sein. Da ist das Humboldt-Forum von Anfang an in der postkolonialen Debatte drin. Ein idealisiertes Preußen-Bild wird das Schloss jedenfalls nicht.

Ja, die Fassade erinnert schon an das alte Hohenzollern-Schloss. Und auch das Kreuz auf der Kuppel ist nicht unbedingt ein Zeichen der Toleranz. Aber in der Kuppel mit ihrer umstrittenen Inschrift wird es keine christliche Kapelle geben – so wie früher. Sondern eine Ausstellung ausgerechnet mit buddhistischen Felsmalereien. Was für eine Ironie der Geschichte.

 

Jetzt erobern aber erstmal die Berliner und die Besucher der Hauptstadt das neue Schloss an jenem Platz, an dem einst der Palast der Republik stand. Und mit der geplanten „Einheitswippe“ gegenüber dem Schlosseingang ist die nächste Debatte schon programmiert.

33.777

Erstmals seit Beginn der Pademie verzeichnet Deutschland mehr als 30.000 Neuinfektionen mit dem Corona-Virus. Laut Robert-Koch-Institut wurden in den vergangenen 24 Stunden genau 33.777 Infektionen gemeldet.

Wegen einer Datenpanne sind in der Zahl auch 3.500 Nachmeldungen aus Baden-Württemberg enthalten, die am Vortag aus technischen Gründen nicht übermittelt werden konnten. Doch auch abzüglich dieser Nachmeldungen beläuft sich die Zahl der neuen Erkrankungen auf 30.277.

„Lichtblick“ Bellevue

Es ist eine Lichtinstallation der besonderen Art: Für drei Tage wird das Schloss Bellevue angestrahlt – mit Wünschen, die den Bundespräsidenten in Corona-Zeiten erreicht haben. Und dazu ein paar Schlüsselworte wie Mut, Zuversicht und Zusammenhalt. Denn trotz des harten Lockdowns bleiben die Zahlen der Neuinfektionen auf hohem Niveau.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war der Initiator dieses dreitägigen Events vom 15. bis zum 17. Dezember. „Lassen Sie uns Ihre Wünsche und Hoffnungen, Ihre Lichtblicke vor Weihnachten mit anderen teilen und gemeinsam auf der Fassade von Schloss Bellevue zum Leuchten bringen“, sagte er.

Und erstmals war es den Besuchern auch möglich, bis direkt an den Zaun des Schlosses zu gehen. Denn die sonst gesperrte Wiese war extra für diesen „Lichtblick“-Event als Aussichtsplattform geöffnet worden. Natürlich nur mit Maske.

Rund 800 Bürger hatten ihre Botschaft an Steinmeier geschickt. Jetzt sind sie am Sitz des Staatsoberhauptes zu sehen – zum Teil sehr persönliche Wünsche. Ein schönes Stück leuchtender Optimismus in so schwierigen Zeiten.

 

Inszeniert wurde die Installation von den Lichtkünstlern Detlef Hartung und Georg Maximilian Trenz, das sich seit über 20 Jahren mit dem Verhältnis von Licht, Raum und Sprache beschäftigt. 2019 wurden die beiden mit dem Deutschen Lichtdesign-Preis in der Kategorie Lichtkunst für das Projekt „Dona Nobis Pacem“ auf dem Kölner Dom ausgezeichnet. Und jetzt Berlin.

Ein Wort hat die Corona-Pandemie von Anfang an beherrscht: Respekt. Nur bei den Querdenker-Demonstrationen scheinen viele das für ein Fremdwort zu halten. Umso größer sollte es gerade in diesen Tagen geschrieben werden.

 

Für die Besucher der „Lichtblicke“ jedenfalls ist diese Lichtinstallation ein Funke Hoffnung in diesem Corona-Jahr. Ein Zeichen der Ermutigung. Schade nur, dass es lediglich drei Tage waren.

Der zweite Lockdown kommt

Ab Mittwoch wird das öffentliche Leben in Deutschland noch einmal deutlich heruntergefahren: Die meisten Geschäfte müssen schließen, zu Silvester wird das Böllern verboten. Das vereinbarten die Länderchefs am Sonntag mit der Kanzlerin in Berlin. Der Lockdown soll bis zum 10. Januar 2021 gelten.

Die Restaurants mussten schon zu Monatsbeginn schließen – und haben sich oft was einfallen lassen. Inklusive neuer Namen, die treffen. 

 

Hintergrund dieser harten Entscheidung sind die anhaltend hohen Zahlen bei den Corona-Neuinfektionen. Erst vor zwei Tagen wurde an der 30.000er-Marke gekratzt – ein neuer Höchstwert seit dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr. Da war ein klares Zeichen nötig.

So einig war sich die Runde bei Merkel noch nie, und so schnell auch nicht. In nur einer Stunde waren die Beschlüsse gefasst. „Wir sind zum Handeln gezwungen und handeln jetzt auch“, sagte Merkel anschließend. Nur ist aber offen, ob am 11. Januar der Lockdown wieder aufgehoben werden kann.