Es wird die Dringlichkeit in vielen Bereichen immer noch nicht ausreichend erkannt, dass sich das alles ändert und dass wir einfach irgendwann Bummelletzter sind.
(Bundeskanzlerin Angela Merkel am 2.12.2020 auf dem Digital-Gipfel in Berlin – mit dem wunderschönen Wort „Bummelletzter“)
Auf diesen Rekord ist keiner stolz: So viel Schulden hat Deutschland noch nie gemacht. 2,24 Billionen Euro beträgt aktuell die Staatsverschuldung – das ist ein Sechstel mehr als Ende 2019. Vor allem die zusätzliche Kreditaufnahme des Bundes schlägt hier zu Buche.
Doch nur mit dieser riesigen Neuverschuldung ist es gelungen, die Folgen der Corona-Pandemie wenigstens einzudämmen. Denn das Finanzierungsdefizit des Bundes belief sich im November auf 133,6 Milliarden Euro. Und bis Jahresende dürfte da bestimmt noch einiges hinzukommen.
Es ist Freitag, der 13. Mit 23.542 Neuinfektionen wird ein neuer Höchststand während der Corona-Pandemie registriert. 12.404 Todesfälle wurden bisher gemeldet. Knapp 3.300 Corona-Patienten sind aktuell in der intensivmedizinischen Betreuung. Noch sind die Auswirkungen des zweiten Lockdowns zumindest in den Zahlen nicht zu spüren.
Jetzt ist Tegel Geschichte. Nach 60 Jahren regulären Betriebs schliesst dieser Airport – und Berlin verliert nach Tempelhof seinen letzten innerstädtischen Flughafen. Künftig wird die deutsche Hauptstadt einzig und allein über Schönefeld erreichbar sein. Aus THF, TXL und SXF wird nun der BER.
Am 8. November ist noch ein Sonderflug einer Air-France-Maschine von Tegel aus geplant, dann wird der Flugbetrieb endgültig eingestellt. Dieser Sonderflug ist eine Referenz an die französische Airline, die am 2. Januar 1960 den ersten Linienflug nach Tegel startete, weil der einzige Westberliner Flughafen Tempelhof zu klein wurde.
Entworfen wurde der Flughafen Tegel, der später zur Blaupause zahlreicher Airports weltweit wurde, übrigens von drei jungen Architekten – Meinhard von Gerkan, Volkwin Marg und Klaus Nickels. Und noch ein Novum: Pünktlich wurde der neue Airport nach nur fünfjähriger Bauzeit am 1. November 1974 eröffnet. Und das sogar unterhalb des veranschlagten Budgets.
Tegel ist ein architektonisches Kleinod gewesen, ein Flughafen mit Stil, Charme und Ideen. Allein das Abfertigungsgebäude in Form eines Hexagon, an dem Flugzeuge über vierzehn Flugsteige direkt andocken konnten, war nicht nur beeindruckend, sondern sicherte über die Zufahrt im Innenring auch einen nicht einmal 20 Meter langen Weg vom Taxi zum Flugsteig.
Ja, die Eröffnung von Schönefeld als gemeinsamer Hauptstadtflughafen wurde seit Oktober 2011 schon sieben Mal verschoben. Aber jetzt steht der BER. Und der einst für gerade mal 2,5 Millionen Passagiere jährlich geplante Flughafen Tegel verabschiedet sich.
Die Corona-Zahlen explodieren. 19.990 Neuinfektionen wurden jetzt an einem Tag gemeldet – so viel, wie noch nie zuvor seit Beginn der Pandemien im Frühjahr. Da nimmt sich Merkels Warnung fast schon harmlos aus, wir könnten bis Dezember die 19.000er-Marke reißen. Das haben wir jetzt schon.
Einzig Hoffnung macht der zugleich gesunkene R-Wert, der angibt, wie viele Menschen von einem Infizierten angesteckt werden. Dieser Wert liegt aktuell bei 0,81. Also scheint sich das Infektionsgeschehen doch aufgrund der drastischen Maßnahmen, die zu Wochenbeginn eingeführt wurden, zu verlangsamen.
Höchste Zeit. In gut drei Wochen beginnt die Adventszeit.
Nach 24 Jahren Planung, 14 Jahre nach dem ersten Spatenstich und mit gut acht Jahren Verspätung ist es geschafft: Der BER ist eröffnet. Berlin kann also auch Flughafen. Auch wenn die Kosten explodiert sind und mit 6,5 Milliarden Euro fast drei mal über dem ursprünglichen Budget liegen.
Eigentlich sollte der BER mit einer Parallel-Landung von EasyJet und Lufthansa eröffnet werden. Doch eine niedrige Wolkendecke verhinderte die gemeinsame Landung auf der Nord- und Südbahn. So kam zuerst der orangene Flieger aus Tegel mit dem „Heimvorteil“ runter.
Die Eröffnungszeremonie ist diesmal bescheiden. Statt für Juli 2012 geplante Riesenfeier werden beide Maschinen lediglich mit Wasserfontainen der Flughafenfeuerwehr begrüßt. Und dann sagt der Flughafen-Termintator Lütke Daldrup den Satz, der Leipzig in den Ohren klingeln dürfte: „Jetzt hat Ostdeutschland endlich einen richtigen Flughafen.“
Jetzt sind auch die BER-Witze Geschichte. Allerdings ist es in reinigen Tagen auch Tegel – der Flughafen der kurzen Wege. Da heutzutage mehr als 60 Prozent des Umsatzes aus dem Non-Aviation-Bereich stammen, müssen Passagiere am BER erst einmal durch eine riesige Shopping-Mall gehen, um zu ihrem Kerosin-Flieger zu gelangen. So nennen Spötter den neuen BER schon mal gern ein „Museum des fossilen Kapitalismus“. Aber immerhin mit geplant 43 Millionen Besuchern pro Jahr.
Die Alte Nationalgalerie hat einen neuen Anziehungspunkt: den belgischen Symbolismus. Diese Kunstströmung entwickelte sich in den 1880er-Jahren als eine Mischung aus Sinnlichkeit, Magie und tiefgründiger Irrationalität. Eine Ausstellung nicht nur für Kunstinteressierte.
Kristallisationspunkt des Symbolismus war der Salon für zeitgenössische belgische und internationale Kunst: Les XX. Zwischen 1883 und 1893 in Brüssel aktiv, schlug er eine Brücke zwischen Ensor, Khnopff, Rysselberghe und Cezanne, Crane, Gauguin, Seurat, van Gogh, Klimt sowie McNeill Whistler. Eine wahrlich exzentrische Mischung, wie in der Ausstellung deutlich wird.
Bizzar, schräg, verschroben. Das sind Wörter, die einem zuerst beim Besuch der Ausstellung einfallen. 180 Gemälde, Skulpturen, Drucke und Zeichnungen sind zu sehen. Eine beeindruckende Schau aller Facetten des Symbolismus. Ein lustvoller Blick in den Abgrund.
Mache Bilder irritieren. Es ist wohl die Mischung Triebe und Sehnsüchte in einem moralisch aufgeladenen Zeitalter, die aufwühlen. Ein malendes Skelett oder eine Sphinx im Leopardenfell, die sich an einen jungenhaften Körper schmiegt. Dieses Gemälde von Khnopff von 1896 ist zweifellos eines der Highlights.
Auf jeden Fall ist die Ausstellung sehenswert. Sie hat noch bis Mitte Januar 2021 geöffnet. Auch wenn sie jetzt erst einmal wegen des zweiten Corona-Lockdowns für vier Wochen schließen muss. Es lohnt sich.
Das ist die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen mit dem Corona-Virus in Deutschland und ein neuer Rekord seit Beginn der Pandemie im Frühjahr. Gegenüber der Vorwoche hat sich dieser Wert fast verdoppelt. Dabei war vergangenen Freitag mit 6.638 Fällen an einem Tag erstmals der höchste Wert des Frühjahrs übertroffen worden.
Zugleich hat die Zahl der Corona-Toten jetzt auch die Marke von 10.000 übersprungen. 10.018 Todesfälle sind mittlerweile auf Corona zurückzuführen. Zudem hat inzwischen ganz Deutschland den Schwellenwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern gerissen.
Obwohl man sicherlich die gestiegenen Testzahlen anrechnen muss, gilt wohl nunmehr Alarmstufe Dunkelrot.
Die Sperrstunde wirkt. Viele Restaurants in Mitte machen Stunden vor Mitternacht schon dicht. Zuweilen gezwungenermaßen – weil wegen der politisch verordneten Neuregelungen oft einfach die Gäste ausbleiben.
Es ist ernst. Mehr als acht Stunden haben am Mittwoch Bund und Länder im Kanzleramt über schärfere Corona-Maßnahmen gestritten. Eigentlich sollten es nur zwei Stunden sein. Aber Deutschland hat mit 5.185 Corona-Neuinfizierten einen neuen Höchstwert seit März erreicht. Mittlerweile wurden 9.692 Corona-Tote registriert.
Sperrstunde, Einschränkung des Alkoholausschanks und engere Grenzen bei Familienfeiern sind nur einige der von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen. Merkel nannte die Beschränkungen „sehr hart“, aber ohne sie werde es zu einem unkontrollierten Anstieg von Corona-Fällen kommen. Vor einigen Tagen hatte die Kanzlerin vor einem Anstieg auf über 19.000 Infektionen pro Tag gewarnt.
Zum ersten Mal seit Monaten hatten sich die Regierungschefs der Länder mit der Kanzlerin in Berlin direkt getroffen. Bayern wollte dabei wie Mecklenburg-Vorpommern das Beherbergungsverbot aufrecht erhalten. Söder, dem Beobachter sogar eine Merkel-Nachfolge zutrauen, zeigte sich da streitbar. Und so gab es zum umstrittenen Beherbergungsverbot auch keine Einigung.
Am 8. November soll nach dem Ende der Herbstferien in Deutschland Bilanz gezogen werden. Eines ist schon jetzt absehbar: Es wird wohl ein heißer Herbst.