Ratlos, planlos: Osterruhe

Was soll das? Wieder alles auf Null? Und noch ein paar Beschränkungen oben drauf? Was die nächtliche Runde der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Merkel beschlossen hat, ist kaum noch nachvollziehbar. Für viele Bürger ist das Corona-Bekämpfung ohne Plan.

So gibt es den Plan, Gründonnerstag und Karsamstag einmalig zu „Ruhetagen“ zu erklären, um das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben über Ostern so stark herunterzufahren wie noch nie in der Pandemie. Die Idee ist gut, aber wie soll das umgesetzt werden?



Vielleicht sollten nachts um drei keine Entscheidungen getroffen werden. Denn diese Vorhaben sehen aus wie ein Flickenteppich und einige Länder wollten sich ohnehin nicht daran halten. Und wenn Mallorca aufmacht, dann ist nicht nachvollziehbar, dass die Ostsee dicht bleibt.

Im Tagesverlauf kommt so auch Unmut auf. Und manch ein Länderchef fragt sich, auf welcher Rechtsgrundlage die „Osterruhe“ erfolgen soll. Mal sehen, was das bringt.

Zitat des Tages

Wir wollen, dass auch hier die sprichwörtliche und im Übrigen auch bewährte deutsche Gründlichkeit um mehr deutsche Flexibilität ergänzt wird.

(Bundeskanzlerin Angela Merkel am 19.3.2021 nach dem Impf-Gipfel in Berlin)

Ein Jahr Corona-Pandemie

Vor genau einem Jahr ist die „neuartige Lungenkrankheit“ Sars-Cov2 als Pandemie eingestuft worden. Die Welt verfiel in eine Art Schockstarre. Wochen- und sogar monatelang. Mehr als 1.000 Wörter hat der Lockdown der deutschen Sprache beschert.

Impfstoffe sollen  nun den Weg raus aus der „neuen Normalität“ bereiten. Berlin hat bereits mehrere Impfzentren eingerichtet. Sie sind, anders als oft dargestellt, sehr gut organisiert. Kritisch angemerkt wird nur, dass wesentlich mehr Menschen geimpft werden könnten. Die Kapazitäten sind offensichtlich da.

AllesAndersPlatz

Das einstige Haus der Statistik hat schon viel erlebt – zumindest an Diskussionen. 1970 eingeweiht war es fast zwei Jahrzehnte die Burg für Zahlen, Daten und Fakten in der DDR, bevor hier nach der Wende zunächst die Außenstelle des Amtes für Statistik einzog. Später nutzte es die Birthler-Behörde zur Aufarbeitung der Stasi-Akten. Seit 2008 steht das Haus am Alexanderplatz leer.

Wann kommt endlich Bewegung in die Neugestaltung? Seit Jahren fehlen die Fenster. Nur das von einer Künstlerinitiative angebrachte „AllesAndersPlatz“-Schild auf dem Dach des Elfgeschossers steht fest. Wie lange noch? Ob wirklich 2023 die ersten neuen Mieter einziehen?

 

Auf die obersten Stockwerke hat jemand in roter Farbe „Stop Wars“ gemalt. Seit Jahren gehört diese Inschrift nun schon zum Alex. Nur kaum einer der rund 350.000 Passanten, die täglich diesen zentralen Platz in Berlins Mitte überqueren, schaut da mal rauf.

Endlich: Schrittweise öffnen

Fast zehn Stunden hat es diesmal gedauert – aber dann: Kurz vor Mitternacht teilt Bundeskanzlerin Angela Merkel mit, dass sich Bund und Länder auf dem Corona-Gipfel auf eine schrittweise Öffnung verständigt haben. Endlich. Denn bei frühsommerlichen Temperaturen ist der totale Lockdown ohnehin ein Witz.

Als erstes hatten zum 1. März die Friseure wieder öffnen können – und auch die Schulen und Kitas. Jetzt sollen in Abhängigkeit von den sogenannten Inzidenzwerten weitere Branchen wieder ans Netz gehen. Im Sommer könnten Open-Air-Festivals stattfinden.

 

Momentan liegen nur die beiden Bundesländer Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz unter dem Inzidenzwert von 50. Aber schon kommt Kritik an der „Öffnungshektik“ und es wird vor einer Sogwirkung auf „gute“ Landkreise gewarnt. Denn mittlerweile ist fast jede zweite Corona-Infektion auf die neue britische, hoch ansteckende Variante zurückzuführen.

Da stellt sich die Frage: Warum wird nicht mehr geimpft? Warum werden nicht die Fachärzte integriert? Und wann fällt endlich die Impfbürokratie? Dann wird’s mal wieder richtig Sommer.

117

Berlin heißt jetzt Ntabozuko. Ernsthaft. Das ist ein kleines Dorf in Südafrika, das im Zuge der Entkolonialisierung umbenannt wurde. So gibt es zwar ein Berlin weniger – aber weltweit sind es immer noch 117.

Licht aus in Schönefeld

Nach 75 Jahren ist Schluss. Am Montag sind die letzten Maschinen in Berlin-Schönefeld abgefertigt worden, das zum Schluss noch mal in Terminal 5 des neuen BER umgetauft wurde. Aber der Einbruch der Passagierzahlen hat einen Weiterbetrieb nicht mehr notwendig gemacht. Und so gehen jetzt im alten DDR-Zentralflughafen die Lichter aus.

Ein Blick über das leere Flugfeld, das seit Monaten kaum genutzt wird. Mittlerweile kann der BER auf der anderen Seite problemlos alle Flüge abfertigen.

 

Am 23. Februar endet der Betrieb, wenngleich die Flughafengesellschaft FBB betont, es sei nur vorübergehend und nur für ein Jahr. Aber das Terminal 1 im neuen Hauptgebäude bietet ausreichend Platz für die nähere Zukunft. Experten rechnen damit, dass frühestens 2025 wieder das Vorcoronaniveau in der Luftfahrt erreicht sein wird.

Die 1976 eröffnete Haupthalle des früheren Zentralflughafens ist jetzt dicht. Aber auch zuvor schon mussten streikbedingt zahlreiche Flüge ab Schönefeld gecancelt werden. Nun hat das Corona-Virus alles durcheinandergewirbelt.

 

In seinen besten Zeiten hat Berlin mehr als 35 Millionen Passagiere pro Jahr gezählt, so wie 2019. Für 2021 wird gerade mal mit zehn Millionen Passagieren gerechnet. Erst bei der doppelten Anzahl wird der Flughafen wirtschaftlich. Um Kosten zu sparen, wurde sogar die erst 2020 eröffnete Südbahn vorübergehend stillgelegt.

Auch das alte Backsteingebäude, in dem einst die DDR-Staatsgäste empfangen wurden, gehört nun der Vergangenheit an. Denn für Staatsgäste wurde für 70 Millionen Euro ein komplett neues Gebäude errichtet, das im Oktober 2020 seinen Betrieb aufnahm. Allerdings sieht der Bund es nur als Interimsgebäude an und will ein wirklich repräsentatives Gebäude errichten.

 

Der erste Liniendienst von Schönefeld begann übrigens im Mai 1946 mit der Aeroflot auf der Strecke Berlin-Moskau. 1969 wurde bei den Passagieren erstmals die Millionen-Grenze erreicht. Von hier aus flog die Interflug in Hochzeiten 53 Ziele auf vier Kontinenten an. 

Eine Kaffeerösterei zum Schmunzeln

Mit frisch gebrühtem Kaffee in den Tag zu starten, das geht derzeit nur im To-Go-Bereich wie hier am Kaiserdamm. Doch so ein Schild am Eingang macht schon einen Unterschied.

Die Rösterei gehört zur BMW-Niederlassung Berlin, steht aber auch anderen Markenbesitzern offen. Hier trifft nicht nur automobile Hochkultur auf feinste Berliner Bohnen, sondern Kaffeegenuss auch auf Wortakrobatik. Einfach süß!

Winterwunderland Müggelsee

Wann war der Müggelsee das letzte Mal zugefroren? So stark, dass Heerscharen zu Fuß über den See gehen konnten? Mit 7,3 Quadratkilometern ist er ja Berlins größter See. Und mit einer mittleren Tiefe von 4,9 Metern hat es die letzten Winter gerade mal für einen schönen Eisrand gereicht.

An diesem Valentins-Wochenende machen sich Tausende Berliner auf den Weg über ihren See. Per Schlittschuh, Ski oder auch per Fahrrad. In den vergangenen Tagen gab es ja schließlich Nachttemperaturen von minus 12 Grad und auch tagsüber kletterte das Thermometer nicht über minus vier Grad.

 

Da verzichtet die Polizei am Sonntag auf Warnungen wie noch vor ein paar Tagen, als sie per Hubschrauber zum Verlassen der Eisflächen aufforderte. Auf anderen Berliner Wasserflächen waren ja zwei Mal Menschen eingebrochen und mussten von der Feuerwehr geborgen werden.

Der Müggelsee hat mittlerweile eine Eisschicht von gut 20 Zentimeter erreicht. Nur an einigen Stellen am Seerand ist es deutlich dünner – wie hier an der Anlegestelle in Friedrichshagen. Aber die Eisgänger halten gebührenden Abstand.

 

Zuletzt wurde im Jahr 2010 über „Völkerwanderungen“ auf dem See berichtet. Über eine dicke, mit Schnee überzogene Eisschicht. Über die es Spaß macht, von Rübezahl bis nach Friedrichshagen und zurück zu wandern. Einen Wermutstropfen gab es aber damals in den Berichten: Der 28. Februar war auch der letzte Tag des Bestehens der Familienbrauerei „Berliner Bürger Bräu“.

Einmal die Brauerei auf der Hand tragen. Für eine echten Köpenickerin ist das Kürzel BBB, das noch auf dem Schornstein in Friedrichshagen prangt, so etwas wie Heimatgefühl. Schließlich war das BBB bis zur Schließung die älteste Brauerei der Stadt. Heute ist ein Teil ein Brauereimuseum.

 

Eine Winterwanderung in Berlin ist so immer auch ein Stück Stadtgeschichte. Die einstige „Familienbrauerei im Grünen“ befand sich seit den 1990er-Jahren in bayerischer Hand. Aber es nutzte nichts. 2010 war Schluss. Und die Namensrechte gingen an die Radeberger Gruppe, die das in Sachsen gebraute Bier nun zurück nach Berlin brachte. Schön ist es, dass es wenigstens noch das „Rotkehlchen“-Bier gibt. Prost!

12022021

Heute ist der 12. Februar 2021 – oder kurz 12022021. Das ist ein sogenanntes Palindrom. Also etwas, das man sowohl von vorn als auch von hinten lesen kann, so wie Anna etwa.

Der nächste Palindrom-Tag ist schon im kommenden Jahr – der 22. Februar. Aber dann ist erst einmal ganz, ganz lange Schluss.