Er gilt in Spanien als Staatsfeind Nummer eins: Carles Puigdemont. Seit Monaten lebt er in Berlin im Exil. Und wo er auftaucht, jubeln die Katalanen. Für sie ist er immer noch die Hoffnung auf eine Unabhängigkeit. Und selbst für das spanische Staatsfernsehen tve ist es ein wichtiges Ereignis.
Puigdemont hatte Katalonien zur eigenständigen Republik gemacht, die Zentralregierung in Madrid schlug zurück und erklärte das Referendum für illegal. Seitdem gilt der Katalane zu Hause als Staatsfeind: ihm drohen bis zu 25 Jahre Haft.
Jetzt kämpft Puigdemont seinen Unabhängigkeitskampf von einem kleinen Kreuzberger Hinterhof aus. Und die kleinen Auftritte genießt er wie ein großer Staatschef. Bei seinem Erscheinen wird kurz eine Fahne Kataloniens geschwenkt. Aber dann ist nicht Zeit für Kämpfe, sondern für Selfies.
Einst war er das beliebteste Ausflugsziel am Müggelsee: der schlanke Müggelturm. 126 Stufen waren es bis zur Aussichtsplattform, die einen grandiosen Blick über den Langen See – ein Teil der Dahme – und eben den Müggelsee bot. Aber nach der Wende verfiel das schöne Ensemble in einen sehr tiefen Dornröschenschlaf. Langsam erwacht es wieder!
Der Investor ist Matthias Große, der Lebensgefährte der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Er will dem Areal wieder altes, neues Leben einhauchen, nachdem ein türkischer Imbiss kläglich gescheitert war. Hausmannskost wie Blutwurt mit Sauerkraut oder ein fantastischer Wildschweinbraten stehen jetzt auf der Speisekarte. Gemäß dem Motto: „Der Müggelturm ist wieder ein Köpenicker!“
Übrigens: Entworfen wurde der Turm von einem Studentenkollektiv der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und wurde zur Jahreswende 1960/1961 eröffnet. Lange galt er mit seinen knapp 30 Metern Höhe als Berlins schönste Aussicht. Denn in den Teufelsbergen, die am Fuße immerhin 88 Meter hoch sind, hat man eine wunderbare Aussicht bis zum Alexanderplatz und bis nach Schönefeld.
Kleiner Tipp noch: Schnell hinfahren, denn solange der Großflughafen BER noch nicht eröffnet ist, kommen nur wenige Flugzeuge tief in der Einflugschneise vorbei. Künftig wird dieser Platz sicher von Plane-Spottern belagert.
Eine offene Gesellschaft ist auf ehrliche und identifizierbare Kommunikation angewiesen. (…) Sie lebt davon, dass Menschen, die sich am Diskurs beteiligen, auch Verantwortung für das übernehmen, was sie sagen.
Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender im Chrismon 7/2018
Wie schön kann Nirgendwo sein! Ein Schloss fernab der großen Straßen und mit dem Öffentlichen Nahverkehr nicht zu erreichen. Es ist das Schloss Ulrichshusen in Mecklenburg – einer der wichtigsten Festspielorte des Landes. 1994 starten die Festspiele hier mit einem Konzert des London Symphony Orchestra unter Leitung des großen Dirigenten Yehudi Menuhin.
Ein Glück für den Schuttberg war die Wende. Nach der Wiedervereinigung kaufte die frühere Eigentümerfamilie von Maltzan das Gelände und restaurierte es aufwändig. Seit 2001 gibt es auch wieder einen Hotelbetrieb. Und der Blick aus dem Frühstückszimmer im Turm ist fantastisch.
Übrigens: Gebaut hat das Haus Ulrich von Moltzan – daher der Name Ulrichshusen. Bekannt wurde die Familie allerdings durch einen anderen Vorfahr, Bernd-Ludolf Maltzan. Er war der Quartiermeister des Kriegsherren Wallenstein.
(Die wohl größte Lüge im Internet – die wir alle schon irgendwann gemacht haben.)
Kleiner Hinweis: Ab heute gilt die neue europäische Datenschutz-Grundverordnung DSGVO, die zumindest in diesem Bereich einfachere, verständlichere Texte verlangt.
Es ist der 200. Geburtstag eines großen Denkers und Philosophen: Karl Marx, dem Verfasser des Kommunistischen Manifests. Geboren in Trier studierte der junge Marx unter anderem in Berlin, wo sein Name alle Wenden und Wendungen überdauerte. Zig Denkmäler wurden ihm deutschlandweit gewidmet, nur Berlin hat ein Problem.
Das am 4. April 1986 eingeweihte Denkmal hatte einst einen zentralen Platz auf dem Marx-Engels-Forum in der Nähe des Berliner Fernsehturms. Jetzt steht es versteckt in der Ecke des kleinen Parks. Offiziell wegen der Arbeiten zur Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 zum Alexanderplatz. Dort sollte es auch bleiben.
Bis heute hat Berlin eine Karl-Marx-Straße (West) und eine Karl-Marx-Alle (Ost). Während der Osten sich nach der Wende des Namens schämte, war der Philosoph und Mitbegründer der modernen Wirtschaftswissenschaften im Westen immer akzeptiert. So zeigt das von Marx so gescholtene System letztlich mehr Toleranz.
Übrigens: Wer ein schönes Marx-Denkmal in Berlin sehen möchte, der muss zum Strausberger Platz gehen. Dort – mitten auf der Karl-Marx-Alle – steht eine kleine, 1983 geschaffene Büste.
Vesprochen wird ein Wahnsinnspanorama: 104 Meter lang und 30 Meter hoch ist das Gemälde von Yagedir Asisi. Es ist Teil des neuen temporären Pergamon-Ausstellung, die gegenüber der Originalstätte entsteht. Den das Pergamon-Museum bleibt wegen Renovierung und Umbau bis 2024 geschlossen.
Auch im Bild selbst hat der Künstler noch mal Hand angelegt. Denn Historiker hatten manches Detail des Lebens vor 2.000 Jahren bemängelt. Dies wurde aufgrund jüngster Forschung des Deutschen Archäologischen Instituts und der Antikensammlung korrigiert. Auch Szenen von Armut und Sklaverei wurden aufgenommen.
Gezeigt werden in der Ausstellung rund 80 Kunstwerk, Reliefs und Skulpturen sowie einige Mosaike aus der Pergamon-Sammlung. Und damit es diesmal auch ausreichend Fläche für die Panorama-Besucher gibt, wurde eine dritte Ebene hinzugefügt.
Eines ist sicher: die 1,5 Millionen Menschen, die die Erstauflage des Panoramas im Ehrenhof des Museums sahen, werden diesmal locker überboten werden. Denn erst 2024 schließt das Provisorium – nach heutigem Stand.
Gysi for President – so ganz absurd ist das nicht. Denn Alterspräsident des Deutschen Bundestages zu werden, das könnte den 70-Jährigen Gregor Gysi glatt noch mal reizen. Zwei Gründe nennt der streitbare Linken-Politiker dafür: Erstens, die Eröffnungsrede des Parlaments kennt keine Redezeitbegrenzung. Und zweitens: „Ich denke, ich habe es verdient, dass einmal die gesamte CDU/CSU-Fraktion geschlossen für mich aufsteht.“
Die Schriftstellerin Doris Lessing hat Gysi, ihren Neffen, einmal einen „romantischen Sozialisten“ genannt. Darauf ist Gysi stolz. Überhaupt erzählt er gern von seiner Familie und so manchen Schwank aus seinem Leben und von seinen Vorfahren. Etwa, dass sein Urgroßvater in Russland die ersten Dieselmotoren bauen ließ. Und dass dieser enteignet wurde – nicht von den Sowjets, sondern vor gut 100 Jahren vom russischen Zaren. Und dass von einem anderen Vorfahr, der Präsident des weltweit ersten Geflügeltüchtervereins war, in Görlitz eine kleine Statue steht.
Im Alter, verrät der gelernte Rinderzüchter abschließend, will Gysi gern noch drei Länder und Regionen besuchen: Grönland und Island – mit einem Abstecher nach Spitzbergen, dann die französischen Pazifik-Inseln und zu guter Letzt noch nach Neuseeland. 18.115 Kilometer beträgt die Flugstrecke bis ans andere Ende der Welt. Weiter weg von Berlin geht nicht. Aber erst mal kommt das Ding mit dem Alterspräsidenten…
Genau vor 100 Jahren proklamierte Richard Huelsenbeck am 12. April 1918 in der Berliner Sezession ein Dadaistisches Manifest. Aber was bitte hat Dada mit der arabischen Welt zu tun? Die Antwort liegt gegenüber dem einstigen Kunsthaus Tacheles: das Dada Falafel. Das ist ein himmlisch kleines Restaurant mit den einmaligen frittierten Bällchen aus Kirchererbsen, eben den Falafel.
Übrigens: Der 1916 in Zürich aus der Taufe gehobene Dadaismus, der sich als Revolte gegen etablierte Kunstformen verstand, erlebte in Berlin ein paar Jahre später seine Blüte. Höhepunkt war die 1920 ausgerichtete Erste Internationale Dada Messe.
Da da, Dada! So soll der Name entstanden sein, als der russische Revolutionär Lenin im Züricher Exil war und in einer kleinen Altstadt-Kneipe den Gründungsvätern der neuen Kunstrichtung zuhörte. Er soll sich dabei köstlich amüsiert haben, heißt es in der Überliegerung. Schenkelklopfend habe er immer wieder „da“, „da“ gerufen – also auf gut Deutsch ja, ja. Aber das klingt ja nicht so gut.