Kreuzberger Nächte sind lang – aber nicht mehr lange. Ab heute gilt erstmals seit 1949 wieder eine Sperrstunde in Berlin. Ab 23:00 Uhr müssen alle Restaurants und Bars in der Hauptstadt dicht machen. So will es der Senat, die Wirte fluchen.
Bereits im Sommer hatte Berlin schon mal eine Sperrstunde eingeführt, die aber wegen des Lockdowns nicht als solche wahrgenommen wurde. Vielmehr freute sich die einstige Party-Hauptstadt über die bis 23:00 Uhr erweiterten Öffnungszeiten, nachdem das soziale Leben wegen Corona in eine Zwangspause geschickt worden war.
Übrigens wurde die Sperrstunde in Berlin vor gut sieben Jahrzehnten abgeschafft. Dem West-Berliner Gastronomen Heinz Zellermayer wird nachgesagt, dass er im Juni 1949 den US-Stadtkommandanten General Frank Howley mit einer Flasche Whiskey überzeugt habe, die Sperrstunde im Westteil der Stadt abzuschaffen.
Der Anspruch ist hoch: Den Journalismus neu erfinden – das will Gabor Steingart mit seinem Medien-Schiff „Pioneer One“. Seit dem Frühjahr kreuzt es im Berliner Regierungsviertel auf der Spree als „schwimmende Bühne für den Journalismus einer neuen Zeit“. Zeitgemäß mit Elektromotor.
Die „Pioneer One“ ist nach eigener Darstellung das „erste Redaktionsschiff der Welt“. Nicht nur unter Deck werden die Inhalte – neudeutsch: Content – produziert. Auch auf Deck können es sich die Journalisten bequem machen. Die Aufmerksamkeit ist ihnen so oder so sicher.
Meinungsfreudig mag stimmen, denn Steingart bläst ein scharfer Medien-Gegenwind ins Gesicht. Aber ob es immer transparent zugeht, sei mal dahingestellt. Denn mancher Sponsor wurde zunächst nicht genannt.
Eines jedenfalls ist klar: Alles geht in Richtung Digitaljournalismus. Selbst das „Morning Briefing“ Steingarts gibt es nur als Podcast. Digital abgegangene Politiker rufen da gern mal: Schiff ahoi!
Lange hat es gedauert, bis Deutschland in der Corona-Zeit digital aufgewacht ist. Doch vor genau 100 Tagen kam sie: die Corona-Warn-App. Mittlerweile ist sie 18,2 Millionen mal heruntergeladen worden.
Bei allen anfänglichen Schwierigkeiten, die es mit der App gab, lohnt es jedenfalls, mitzumachen.
Das ist die aktuelle Zahl der gemeldeten Neuinfektionen mit dem Corona-Virus in Deutschland – so hoch wie seit April nicht mehr. Diese Zahl war sei dem Frühjahr zunächst tendenziell gesunken, seit Ende Juli aber ist sie wieder angestiegen. Das bisher niedrigste Niveau wurde am 14. Juni mit 315 Neuinfektionen registriert.
Seit Tagen liegt die Masse der positiven Virus-Befunde nun wieder teils deutlich über 1.000. Das lässt sich nach Angaben des Robert-Koch-Instituts RKI aber nur zum Teil auf verstärkte Tests zurückführen. Offenbar ist das Infektionsgeschehen insgesamt wieder angestiegen. Kommt ein heißer Herbst?
In diesem Jahr ist alles anders: Auch das Festival of Lights kommt 2020 mit einer Special Edition. Eine Woche im September statt im Oktober erstrahlen zahlreiche Gebäude in der Innenstadt im Lichterglanz – wegen Corona sind es aber weniger als in den vergangenen Jahren, um den Besucherstrom zu entzerren.
Rund 100 strahlende Kunstwerke sind an 86 Orten über Berlin verteilt. Die leuchten täglich vom 11. bis 20. September zwischen 20:00 und 24:00 Uhr. Die Organisatoren haben angekündigt, die „Erleuchtung“ vorübergehend auszusetzen, sollten sich die Besucher in Corona-Zeiten nicht an die Abstandsregeln halten.
Bereits zum 16. Mal findet in diesem Jahr das „Festival of Lights“ in Berlin statt, nur eben etwas kleiner und auf viele Orte in der Stadt verstreut. Das Motto eint: „Together we shine“. Und in ein paar Tagen kommt zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit ein Special vom 2. bis 4. Oktober hinzu.
Übrigens: Nächstes Jahr bekommt das „Festival of Lights“ einen kleinen Bruder. Im Frühjahr wollen Lichtkünstler vom 4. bis 14. März 2021 das Frühlingserwachen mit einem „Spring Light Festival“ zelebrieren.
Stupa ist männlich. Der Stupa symbolisiert Harmonie und Liebe. Das Monument fördert das äußere Gleichgewicht und den Unmengen Frieden. Auch in Berlin. Von 2014 bis 2019 dauerte der Bau dieses Stupa. Die Ausstrahlung beruht auf den geweihten Beigaben – von vielen spirituellen Plätzen der Erde und von allen Glaubensrichtungen.
Traditionell wird der Stupa in Uhrzeigerrichtung umrundet. Er ist ein Ort für starke Wunschgebete. Bei den kreisförmigen Bewegungen sollen sich der Körper entspannen und der Geist für Ruhe, Gelassenheit und Frieden öffnen. So soll es Buddha gelehrt haben.
Heute kümmert sich das Bodhicharya Zentrum für Frieden und Verständigung um dieses Kleinod in der Kinzigstraße 25-29, das – etwas versteckt – mit seinem schönen Garten auch Besucher zum Verweilen und Innehalten einlädt. Einfach mal hingehen. Wann haben Sie zum letzten Mal eine tiefe Ruhe gespürt?
Berlins frühere Flaniermeile gehört wieder den Fußgängern und Radfahrern. Für ein paar Wochen ist der Autoverkehr verbannt – zumindest auf 500 Metern zwischen Französischer Straße und Leipziger Straße. Und der Versuch wird – entgegen allen Unkenrufen – offenbar gut angenommen.
Einer der Köpfe des Projektes ist Stadtplaner Stefan Lehmkühler. Er ärgert sich über den Vorwurf, dass hier eine „Fahrradautobahn“ geschaffen wurde, die auf Kosten der Fußgänger gehe. Auf den Bürgersteigen sei genug Platz zum Flanieren. Und das ist wohl auch richtig.
„Mobile Strassenbäume“ sollen neben den „mobilen Schaufenstern“ die sonst so befahrene Friedrichstraße etwas entschleunigen und zum Verweilen einladen. Denn an normalen Tagen fahren 6.800 Autos die Straße entlang – meist nur durch, wie die Stadtplaner ermittelt haben.
„Einkaufsstraßen haben Zukunft, wenn der öffentliche Raum nicht durch den motorisierten Individualverkehr dominiert wird“, sagt der Bürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel. Ende Januar 2021 ist der Versuch zu Ende. Dann wird abgerechnet.
Berlin ist die „Hauptstadt des Döners“. Mehr als 1.000 Läden gibt es hier mittlerweile, in denen diese – nach der Curry-Wurst – zweitbeliebteste Speise der Hauptstädter verkauft wird. Und offensichtlich schmeckt nicht nur den Menschen dieser wunderbare Snack.
Es sollten immer nur temporäre Kunstwerke sein, die das Ausnahme-Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude erschufen. Aber ihre außergewöhnlichen Arbeiten haben Millionen erfreut und bleiben ewig in Erinnerung. Jetzt hat ihnen Berlin eine Ausstellung gewidmet. Zu recht.
Zu sehen sind einige der visuell atemberaubenden Kunstwerke des 20. und 21. Jahrhunderts: Valley Curtain in Colorado (1970-72), Sourrounded Islands in Miami (1980-83), The Umbrella in Japan und Kalifornien (1984-91) und natürlich der verhüllte Reichstag in Berlin (1971-95). Und auch, wie alles begann.
Sämtliche Projekte des Künstlerpaares wurden ausschließlich über den Verkauf von Vorstudien, Zeichnungen, Collagen, Originallithografien und Editionen ermöglicht. Christo und Jeanne-Claude akzeptierten keine Fördermittel – weder aus öffentlicher noch aus privater Hand. Das machte sie nicht nur künstlerisch unabhängig.
1961 machte Christo übrigens erstmals den Vorschlag, ein öffentliches Gebäude zu verhüllen. Er lebte damals in Paris in der Nähe des Triumpfbogens. Ein Jahr später legte er folgerichtig den ersten Entwurf der Verhüllung dieses Bauwerks vor. Aber erst 2018 beantragte Christo offiziell eine Genehmigung, und schon 2019 gestatte das Centre des Monuments Nationaux die Realisierung.
Ein Objekt harrt noch der Realisierung: The Mastaba. Noch existieren davon nur großformatige Zeichnungen. Sollte es je verwirklicht werden, dann würde die größte Skulptur der Welt aus 410.000 bunten Fässern in der Wüste von Abu Dhabi entstehen. Und anders als alles bisherige soll es dauerhaft installiert werden. Christo forever.