100 Jahre Hochbetrieb

Ballhäuser prägten einst das Wilhelminische Berlin. Doch nur wenige haben das Jahrhundert überstanden. In der Auguststraße in Mitte ist das wohl bekannteste derartige Etablissement zu finden. Schon am Vormittag öffnen die Türen für ein Frühstück in Familie – genau dort, wo am Abend geschwooft wird. Eintritt für den Ball, so heißt Schwoof ins Hochdeutsche übersetzt, kostet 5 Euro „Kulturbeitrag“. Wobei Kultur vielleicht ein bisschen hoch gegriffen ist….

Eine der Attraktionen des Ballhauses ist zweifelsohne der Spiegelsaal. Nahezu 60 Jahre war er nicht genutzt worden und an der Decke fehlt ein Stück Stuck. Auch die Spiegel verblassen teilweise schon silbern. Aber das macht gerade den Reiz aus.

Auch das vor 105 Jahren erbaute Haus macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Putz blättert von der Fassade, einige Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg sind noch zu sehen. Aber in dem 1913 eingeweihten Gebäude hatte schon Heinrich Zille gleich neben der Theke seinen Stammplatz und zeichnete sein „Berliner Miljöh“.

Der Begriff Schwoof stammt aus dem 19. Jahrhundert und bezeichnet in Berlin noch heute ein – wie es so schön heißt – „weniger förmliches“ Tanzvergnügen. Also Fliege ist möglich, ein gutes Jacket natürlich auch und selbst alte Jeans werden nicht mehr des Saales verwiesen. Vor ein paar Jahrzehnten war das anders. Damals war den Anweisungen des Garderobiers laut erhalten gebliebenem Emailleschild am Eingang“unbedingt Folge zu leisten“.

Übrigens: Zu Kaisers Zeiten saßen die Damen an den Tischen und die Herren gingen umher und forderten sie zum Tanz auf. Das hat sich geändert. Jetzt herrscht Gleichberechtigung – es wird gemeinsam gesessen und gegessen. Nur am Wochenende empfiehlt es sich unbedingt, rechtzeitig einen Tisch zu reservieren. Die Kellner, allesamt irgendwie Unikate, werden es einem danken.

Berliner Berg Bier

Neukölln trifft Mitte: In der „Schnitzelei“ im Bezirk Mitte lockt das junge Berliner Berg Bier – und das ist etwas ganz Besonderes. Denn das Bier, das aus der  Zapfanlage sprudelt, wird im Hinterhof eines Neuköllner Wohnhauses in der Kopfstraße 59 von Hand gebraut. Mild und ein ausgezeichnetes Craft Beer.

Etwa ein Dutzend Sorten handgebrauten Biers stehen auf der Karte der Schnitzelei, einem kleinen Restaurant in einem Hinterhof in der Chausseestrasse. Das verspricht Alpenländische Küche – selbst wenn Zander in Parmesanpfefferkruste auf der Karte steht.

Übrigens: Schnitzel in allen Arten und Variationen gibt es natürlich auch. Unbeschreiblich? Nein. Denn wie sagte schon Maxim Gorki? „Man muss nicht in der Bratpfanne gelegen haben, um über ein Schnitzel zu schreiben.“

Ein hündischer Start

Heute starten die 68. Internationalen Filmfestspiele Berlin, kurz Berlinale genannt. Sie gelten als das weltweit größte Publikumsfestival. Eröffnet wird das Festival mit dem Animationsfilm „Isle of Dog“, wo ein kleiner Junge auf eine japanischen Hundequarantäneinsel nach seinem Vierbeiner Spot sucht. Animation geht so, aber ein irrer Sound.

Ruhe vor dem Sturm. Ein letzter Schliff für den Roten Teppich vor dem Berlinale-Palast am Potsdamer Platz. In den kommenden Tagen heisst es vor allem eines für die Stars: gesehen werden!

Einer der Höhepunkte der Berlinale ist der Kiez-Tag nach dem Wettbewerb. Am letzten Tag des Festivals zeigt der Friedrichstadtpalast den Streifen „Der glückliche Prinz“, in dem es um die letzten Jahre des Skandal-Autors Oscar Wilde geht. Wie Rupert Everett der Figur ein eigenes Leben gibt – einfach grandios.

19 Filme der unterschiedlichen Genres konkurrieren im Wettbewerb um die goldenen und silbernen Bären. Insgesamt werden in den elf Festivaltagen 385 Filme zu sehen sein. Ein Mammutprogramm – denn manch ein Besucher sieht bis zu sechs Filme pro Tag!

Nachtrag 25. Februar: Der US-Kultfilmer Wes Anderson, der den Eröffnungsfilm drehte, bekam einen Silbernen Bären für die beste Regie.

Draußen statt Außenamt

Zwei Tage war er Möchte-gern-Außenminister: Martin Schulz. Gerade mal vor neun Monaten noch mit 100 Prozent zum neuen SPD-Chef gekürt, hatte er unmittelbar nach der Bundestagswahl 2017 erklärt: „In eine Regierung von Angela Merkel werde ich nicht eintreten.“ Am Mittwoch sagte Schulz dann, er wolle doch Außenminister werden. Am Freitag, kurz vor Aschermittwoch, war alles vorbei. 

Einigkeit macht stark – heißt es bei den Sozialdemokraten. Drei mal Wortbruch haben dem SPD-Chef seiner Glaubwürdigkeit beraubt. Jetzt zog er die Notbremse und zog seine Kandidatur, die gegen Sigmar Gabriel gerichtet war, zurück. (Foto: ARD-Tagesthemen)

Draußen statt im Außenamt! Aber was heißt das? Böse Zungen werden sagen, Schulz habe das geschafft, was Guido Westerwelle einst für die FDP erreichen wollte – Projekt 18. So groß ist aktuellen Umfragen zufolge die Zustimmung zur SPD.

Übrigens: Noch steht der Mitgliederentscheid der SPD zur GroKo aus. Langsam dämmert es einigen, dass die GroKo genannte „große Koalition“ schon jetzt eigentlich nur eine ganz normale Koalition mit gerade mal 53 Prozent wäre.

Pfannkuchen zum Fasching

„Ich bin ein Berliner“, sagte mal ein großer Staatsmann. Also bitte nichts verwechseln… auch nicht in der närrischen Zeit!

Eine Bäckerei in Mitte gibt den Zugereisten gern eine kleine Nachhilfe: Berliner sind die in Berlin geborenen, alles andere heißt Pfannkuchen! Ach ja, und Karneval heißt in Preußen Fasching. Auch wenn wir in der Regel nicht mitmachen…

Wie lang dauerte ewig? 10.316 Tage

Ist es wirklich schon soooo lange her? Heute vor 10.316 Tagen fiel die Berliner Mauer – und genau so lange hat sie auch mal gestanden! Wahnsinn? Oh ja!

Die Mauer rund um West-Berlin war 155 Kilometer lang und in der Regel 3,6 Meter hoch. Die innerstädtische Mauer zwischen dem  Ost- und dem West-Teil war 43,1 Kilometer lang. Aber heute sind nur noch ein paar Meter in der Bernauer Straße als Denkmal erhalten.

Auf dem Foto ist die Standardsicherung der früheren DDR-Staatsgrenze zu sehen. Einst als GVS eingestuft, also als Geheime Verschlusssache, ist es heute im U144 Untergrundmuseum in der Linienstraße 144 in Mitte ausgestellt.

Übrigens: Ein Besuch des Museums, das mal eine alte Alu-Gießerei war, lohnt auf alle Fälle! In einem der neun Themem-Räume kann auch das Alu-Schild des alten DDR-Abrüstungsministerium zu bewundert werden…

Eine neue Zeitrechnung

Das gab es noch nie in der mehr als 20-jährigen Geschichte: Erstmals läuft die öffentliche Schuldenuhr rückwärts. Nun gut, groß ist die Summe nicht. Jede Sekunde sinkt die öffentliche Verschuldung gerade mal um 78 Euro. Aber ein Anfang ist immerhin da!

Fast zwei Billionen Euro – also zweitausend Milliarden Euro – betragen die Schulden von Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung. Dies macht allein für den Bundeshaushalt eine Zinslast von aktuell 20 Milliarden Euro pro Jahr. Das ist mehr als das Bundesbildungsministerium ausgeben kann.

Die Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler zeigt auch die durchschnittliche  Pro-Kopf-Verschuldung an: aktuell bei knapp 24.000 Euro für jeden Deutschen!

Mission: Frische

Ein Restaurant erobert die Welt: Dean & David. Es war David, der 2007 an der Münchner Uni das ersten Lokal eröffnete, deren Selbstverständnis „kompromisslose Frische“ ist. Und das Konzept geht auf – einfach gesundes, von Hand zubereitetes Essen.

Mittlerweile gibt es in Berlin sieben Restaurants von Dean & David, die alle mit dem Slogan werben: „fresh to eat“. Dieses hier ist eines der schönsten – direkt am Mombijou-Park.

Übrigens: Seine Idee brachte David von einer Weltreise mit, auf der ihn vor allem die Garküchen in Südostasien und die Salatkultur New Yorks begeisterten.

Zion auf dem Berge

Sie wird wegen ihrer Schönheit auch „Dom des Nordens“ genannt – die Zionskirche in Berlin Mitte. Die Grundsteinlegung erfolgte 1866 und am 2. März 1873 wurde der Bau in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm I. und Reichskanzler Bismarck eingeweiht.

Heute ist der Bau im Stil des Berliner Historismus von außen noch immer beeindruckend. Innen sind die zahlreichen Bauschäden der Vergangenheit unübersehbar. Die Kanzel konnte nur mit Hilfe von Spendengeldern saniert werden.

Unweit der ehemaligen Berliner Mauer steht die Kirche auf dem höchsten Punkt des damaligen Berlins auf einem alten Weinberg. Der Kirchturm ist 67 Meter hoch und bis heute ein guter Orientierungspunkt. Entworfen wurde die Kirche von Baumeister August Orth. Sie bot Platz für mehr als 1.400 Menschen.

Übrigens: Einer der wichtigsten Pfarrer dieser evangelischen Kirche war zweifellos Dietrich Bonhoeffer. Frisch ordiniert praktizierte er hier Anfang der 1930er Jahre die „Kirche für andere“. Zu DDR-Zeiten prägte die Umweltbibliothek den Ruf des Gotteshauses.