Einen Park einmal ganz für sich allein haben? In Corona-Zeiten ist das möglich: im Rosengarten von Groß Siemen. Der 30 Hektar große Landschaftspark an der Ostsee bei Kühlungsborn ist die Heimat von rund 3.500 Rosensorten. Einfach himmlisch. Nur dass er heute schließt – wir sind die letzten Besucher in diesem Jahr.
2009 war das Areal mit dem kleinen Hellbach Bestandteil der BUGA, die Orangerie wurde extra dafür neu errichtet. Es war der erste Neubau einer Orangerie in Mecklenburg-Vorpommern seit 100 Jahren – und ist heute beliebter Ort für Hochzeitsfeiern. Im Winter dient das Gebäude den Zitronen-, Orangen- und Olivenbäumen, den Kamelien und Oleandern als Quartier.
England ist zweifellos das „Land der Gärtner“ und die Englische Rose in Groß Siemen zollt dieser Tradition Tribut, sagt Edda Schütte. Sie hat den verwahrlosten Garten 2001 mit ihrem Mann Dieter übernommen und zusammen mit den Kindern Stück für Stück aus dem Dornröschenschlaf erweckt.
Nur dieses Jahr, so sagt die gebürtige Hamburgerin, ist alles anders: Fast fällt der Park wieder zurück in einen langen Schlaf, denn durch die Coronapandemie dürfen sich nur ein paar Gäste zusammen hier aufhalten.
Übrigens: Erstmals wurde Groß Siemens im Jahr 1355 erwähnt und der Gutspark im Jahre 1768. Das heutige Gutshaus stammt aus der Zeit um 1900 und wurde von der Familie Schröder errichtet. Das Familienwappen zeigt, dass Rosenzucht keine Erfindung der Neuzeit in Mecklenburg ist.
Berlin hat ein neues Spiel: Strassenumbenennung. Begonnen hat alles mit der Mohrenstraße im Bezirk Mitte. Das ist rassistisch, sagen die Gegner des Straßennamens. Und beschmieren schon mal die Straßenschilder. Früher nannte man das wohl Maschinenstürmerei.
Aber nicht nur der Mohrenstrasse soll es an den Kragen. Auch Onkel-Toms-Hütte ist den neuen Sprachpuristen ein Dien im Auge. Da werde die Sklaverei verherrlicht, argumentieren sie. Und vergessen ganz, dass eine ganze Generation mit diesem Märchenbuch aufgewachsen ist und begriffen hat, was Sklaverei bedeutet.
Nun kann man über Namen durchaus streiten. Aber mit dieser Argumentation müsste auch das Adlergestell umbenannt werden. Denn hier stand – unbestritten – der preußische Reichsadler Namenspate. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. kam über diesen Weg zu seinem Lieblingsschloss Königs Wusterhausen. Apropos: Wenn man schon so radikal denkt – sollte nicht auch dieser Städtename ausradiert werden?
Das ist die aktuelle Zahl der Menschen, die sich in Deutschland mit dem Corona-Virus infiziert haben: 200.260. Damit liegt diese vom Robert-Koch-Institut Mitte Juli genannte Zahl erstmals über der Marke von 200.000. In den USA stecken sich in nur drei Tagen soviel Menschen mit Covid-19 an.
Zunächst waren in Deutschland die Infektionszahlen im März rasch angestiegen. Anfang April gab es dann über 6.000 Meldungen pro Tag. Im Mai sank sie unter 1.000. Aktuell gibt es in der Regel täglich weniger als 500.
Bisher sind nach RKI-Angaben 9.078 Menschen an der neuartigen Lungenkrankheit gestorben. Das alles zeigt: die Eindämmungsmassnahmen haben gewirkt!
Eines sei noch an alle Kritiker ins Stammbuch geschrieben: Lieber eine Maske vorm Mund als einen Schlauch im Hals.
Europas größte Show-Bühne macht dicht: Der Friedrichstadt-Palast wird wenigstens bis Jahresende keine Show mehr zeigen. Wegen Corona wird eine erst für 2022 geplante Erneuerung der Lüftungsanlage vorgezogen.
Dabei konnte der Palast gerade 2019 mit rund 545.000 Gästen einen neuen Rekord verbuchen. Die 1.900 Sitze des Hauses an der Friedrichstraße waren im vergangenen Jahr zu gut 90 Prozent ausgelastet. Das ist mehr als im bisherigen Rekordjahr 2013.
Eröffnet wurde dieser Neubau an der Friedrichstraße im Jahr 1984, der sich mit 80 Metern Breite und 110 Metern Länge am Grundriss des alten Palastes orientierte. Dieser war am 29. November 1919 unter Max Reinhardt als Großes Schauspielhaus gleich in der Nähe des neuen Domizils an den Start gegangen.
Das alte Gebäude war 1865 errichtet worden und wurde zuerst als Markthalle genutzt, ab 1873 dann als Zirkus. 1918 übernahm Reinhardt das Haus, das wegen seiner Säulenarchitektur von den Berlinern gern „Tropfsteinhöhle“ genannt wurde.
Gas hat in Berlin eine lange Tradition. Über 100 Jahre wurde Stadtgas produziert, in großen Gasometern gespeichert und zur Versorgung der Haushalte und für die Straßenbeleuchtung genutzt. Dann kam das Erdgas.
Vor mehr als 170 Jahren entstand 1847 die GASAG. Das stadteigene Gaswerk sollte den Betrieb der 2.055 öffentlichen Gaslaternen sicherstellen. Die Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft war damals das größte kommunale Gasversorgungsunternehmen Westeuropas.
Mit der Ausbreitung der Stadt Berlin und der Gasherde in privaten Haushalten hatte sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts der Gasbedarf vervierfacht. So entstand vor gut 130 Jahren auch das Gaswerk Köpenick. Das einstige GASAG-Areal ging 1965 als Betriebshof an die BSR. Jetzt will das Land Berlin hier eine Musikschule erbauen.
Das Köpenicker Gaswerk wurde übrigens mit der Schaffung von Gross-Berlin 1920 Teil der GASAG, die die Gasproduktion vor Ort bereits 1925 beendete. Der auf 12.000 Kubikmeter ausgebaute Gasbehälter wurde vom städtischen Netz aus befüllt. 1994 wurde der alte Gasometer abgerissen.
Eine Legende ist zurück: Clärchens Ballhaus ist wieder offen. Ende 2019 hatte das berühmte Gasthaus in der Auguststraße seine Türen wegen Umbauarbeiten geschlossen. Jetzt sollen die „großen Arbeiten“ in zwei Jahren erst beginnen.
In den vergangenen Monaten ist in dem vor sich hin bröckelnden Haus nur Wesentliches verändert worden: Es gibt eine neue Elektrik, eine neue Beleuchtung und eine neue Küche.
Erhalten geblieben ist der legendäre Spiegelsaal, der auch durch die Umbauarbeiten nur leicht verändert werden soll, sagt der Besitzer Yoram Roth. Der Fotograf ist der Sohn des Immobilienunternehmers Rafael Roth und Teilhaber des Fotografiemuseums Fotografiska in Stokholm. Das möchte sich gern im neuen Tacheles an der Oranienburger Straße ansiedeln.
Übrigens: Das 1913 von Fritz Bühler zunächst nach ihm benannte Ballhaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von seiner Witwe Clara weitergeführt, die ihm seinen bis heute bekannten Namen gab. Einer der berühmtesten Stammgäste war ohne Zweifel Heinrich Zille. Zuletzt drehte hier Quentin Tarantino Szenen für seinen Film „Inglorious Bastards“.
Am 1. Juli 1990 war es soweit: die D-Mark hielt Einzug in den Osten Deutschlands, der damals noch DDR hieß. Drei Monate vor der Deutschen Einheit hatten die Deutschen in West und Ost das gleiche Zahlungsmittel. Jetzt sollte zusammenwachsen, was zusammengehört.
Die Währungsunion war auch logistisch eine Herausforderung: 440 Millionen Banknoten mit einem Gesamtgewicht von 460 Tonnen mussten in die DDR gebracht werden. Hinzu kamen 102 Millionen Münzen, die rund 750 weitere Tonnen auf die Waage brachten.
Teilweise wurden die Lkw mit dem neuen Geld (West) von NVA-Soldaten (Ost) begleitet. Und es gab, so berichtete später Ex-Finanzminister Theo Waigel, keinen einzigen Überfall. Nicht eine DM ging bei den Transporten verloren.
Wir dimmen die für die Arbeit notwendige Intelligenz immer weiter runter, bis sie auf dem Niveau der heute verfügbaren künstlichen Intelligenz angekommen ist.
(Gunter Dueck, Mathematik-Professor und Digitalisierungsexperte)
Eigentlich sollte das Berliner Stadtschloss ja ohne ein Kreuz auskommen. Schließlich ist es kein christlicher Bau, sondern beherbergt künftig Kunstschätze aus aller Herren Länder. Und soll als Begegnungszentrum der Hauptstadt für die Weltoffenheit Berlins stehen. Aber die Schlossbefürworter haben sich durchgesetzt. Nur: Im ersten Anlauf will das Kreuz am Freitag vor Pfingsten nicht.
Geplant ist, die 12 Meter hohe und 18 Tonnen schwere sogenannte Laterne in zwei Etappen nach oben zu bringen. Aber es wird kurzfristig umgeplant. Jetzt werden beide Teile – die acht Cherubime und das Kreuz auf einem vergoldeten Palmendach – noch am Boden zusammengebracht.
Geformt und vergoldet wurde das Kreuz übrigens in einer Berliner Werkstatt in Weißensee. Dass es überhaupt wieder im Zentrum der Stadt leuchten kann, ist einer Millionenspende von Versandhaus-Erbin Maren Otto zu verdanken. Zuvor hatte eine anonyme Großspende erst den Bau der Kuppel ermöglicht.
Das Kreuz selbst ist vier Meter hoch und wiegt 310 Kilogramm. Lange war darum gestritten worden. Denn das barocke Stadtschloss trug ursprünglich kein Kreuz. Erst Friedrich Wilhelm IV. ließ es 1854 über der damaligen Kapelle errichten – als Ausdruck seines preußisch-monarchischen Herrscherwillens.
Problematischer als das Kreuz könnte indes das vom König entworfene Bibelzitat sein, das in goldener Schrift auf blauem Grund dazu auffordert, „dass im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Das Kreuz steht – und der neue Streit ist eröffnet.
Vor dem Schloss steht auf der anderen Spree-Seite das Denkmal von Karl Friedrich Schinkel. Der preußische Stadtbaumeister scheint erfreut, dass das Berliner Zentrum mit seiner überwiegend durch ihn geprägten klassizistischen Architektur nun endlich wieder seine Mitte hat.
Im 30. Jahr der Deutschen Einheit ist es soweit: ein Einheitsdenkmal wird gebaut. Heute erfolgte der Spatenstich. Direkt am neuen Berliner Stadtschloss soll für 17 Millionen Euro die neue „Einheitswippe“ entstehen.
Der Entwurf für das Denkmal „Bürger in Bewegung“ stammt von der Stuttgarter Agentur Milla & Partner. „Wie bei der friedlichen Revolution von 1989 müssen sich Besucher verständigen und zu gemeinsamem Handeln entschließen, um etwas zu bewegen: Wenn sich auf einer Schalenhälfte mindestens 20 Personen mehr zusammenfinden als auf der anderen, beginnt sich die Schale langsam und sanft zu neigen. Neue Perspektiven öffnen sich.“
Ursprünglich sollte das Denkmal bereits im November 2019 zum 30. Jahrestag des Mauerfalls eröffnet werden. Jahrelang hatten aber brütende Vögel und ein Finanzstreit den Baubeginn verhindert.
Jetzt wird mit einer Eröffnung Ende 2021 gerechnet. Doch Berlin kann auch langsamer.