Januar / Februar 2017 – Die erste Phase ist geschafft

9. Januar 2017: Das neue Jahr ist eine gute Woche alt – und langsam kommt wieder Leben in die Baugrube am Tacheles. In den vergangenen Tagen hatte der Schnee alles zugedeckt. Erstmals im Jahr 2017 sind wieder Baggerspuren zu sehen.

Nach Tagen der Ruhe walzen sich wieder Raupen durch den Schnee. Nur am Tacheles-Keller im Hintergrund gab es zwischendurch keine Pause.

13. Januar 2017: Es ist Freitag, der 13. Und der Schnee ist weitgehend weggetaut. Der Boden ist aufgeweicht und Bauarbeiten enden eher im Matsch. So hat sich der Bagger die ganze Woche nicht bewegt. Nur ein Tankwagen verirrt sich heute in die Baugrube.

18. Januar 2017: Das Tacheles ist wieder dicht. Nach wochenlangen Bauarbeiten hat der Keller des Gebäudes nun wieder eine Außenwand. Damit kann die Baugrube in den Winterschlaf fallen.

Ein Blick durch den Bauzaun zeigt: Bis zur Bodenlinie Null glänzt nun am Tacheles eine schicke graue Betonwand.

23. Januar 2017: Verkehrte Welt. Jetzt fahren LKW mit Sand in die Baugrube und schütten ihn dort aus. Vieles geht nur in die Senke, die vor dem Tacheles rund zehn Meter tief gebuddelt wurde. Aber komisch sieht es dennoch aus

Montagmorgen in Berlins Mitte. Voll rein in die Baugrube und leer wieder rausfahren. Wer das nicht gesehen hat, der wird es kaum glauben. Als wenn es hier zu wenig Sand hier gäbe…

27. Januar 2017: Es kommt Leben in die Grube. Tieflader bringen große Metallteile, die für die Erd-Bohrer bestimmt sind. Denn jetzt soll es bei den Ausschachtungen schrittweise in die zweite Etage des Untergrundes gehen. Durchschnittlich sind übrigens neun Meter Tiefe angepeilt. Teilweise können es bis zu 20 Meter werden.

Auch ein Bauhäuschen hat seinen Weg in die Grube  gefunden. Das weist darauf hin, dass bald die zweite Stufe der Tiefbauarbeiten beginnt.

1. Februar 2017: Endlich lüftet sich der Schleier der Sandlieferungen. An den benachbarten Gebäuden – Hotel, Tacheles und Bundesministerium für Gesundheit – werden eine Art Kragen aufgeschüttet. Auf alle Fälle dürfte das die Stabilität verbessern.

Die Baugrube an der Wand zum Bundesgesundheitsministerium von der Friedrichstraße aus gesehen – der Kragen ist hier schrittweise etwa zwei Meter in die Höhe gewachsen.

7. Februar 2017: Kurz nach Mitternacht wird es laut in der Grube – ein überlanger Sattelschlepper bringt neues Gerät auf die Baustelle. Ganz langsam schiebt sich der Anhänger abwärts um die Kurve. Um 0:50 Uhr ist es geschafft. Der neue Erdbohrer kann jetzt abgeladen werden.

Erst gestern lag ein Flyer der Bauherren pwr in den Briefkästen der Anwohner. Darin wurde der 2. Bauabschnitt angekündigt, bei dem es nun bis zu neun Meter in die Tiefe gehen wird.

9. Februar 2017: Der Erdbohrer steht. Wie ein Vergleich mit dem alten Tacheles zeigt, ist er voll aufgerichtet gut sechs Stockwerke hoch. Es soll ja auch tief hinabgehen. Derweil wachsen an den Rändern der Baugrube große Sandkragen. Festgewalzt können sie als neue Fahrstrecke dienen.

Am linken Rand ist zu sehen, dass der in den vergangenen Tagen neu aufgeschüttete Weg von den LKW gern als kleine Rennstrecke genutzt wird.

10. Februar 2017: Jetzt wird auch die Nordseite der Baugrube erhöht. Acht Meter breit ist hier der Kragen, sodass später locker zwei Lkw aneinander vorbei fahren können. Dazu muss aber der Boden speziell verfestigt werden.

Zwei Bauarbeiter ziehen ein rund vier Meter breites Fließ über den aufgeschütteten Sandwall. Ingesamt kommen zwei Bahnen nebeneinander, die dann mit Sand bedeckt und festgewalzt werden.

17. Februar 2017: Eine Woche hat der neue Erdbohrer jetzt gearbeitet. Direkt am alten Tacheles hat er dicht an dicht Stahlträger in einer Linie in die Erde gebracht. Als nächstes können hier nun die weiteren Tiefbauarbeiten beginnen.

Im Vergleich zum ersten Erdbohrer hat sich der Umfang der Sägeköpfe mehr als verdoppelt. Es soll zum Schluss ja auch ein Trog entstehen, der das Grundwasser bis zu einer Tiefe von 20 Meter abhält.

21. Februar 2017: Knapp ein Jahr nach dem ersten Bürgerabend zum Projekt Tacheles lädt die pwr als Bauherr wieder zu einer – wie es diesmal heißt – Anwohnerveranstaltung ein. In der Kalkscheune erläutert pwr-Geschäftsführer Sebastian Klatt die Eckdaten des zweiten Bauabschnitts. Nachdem eine Tiefe von 3 Meter erreicht sei, soll es jetzt bis 17 Meter tief gehen. Dann wird eine wasserdichte Trogbaugrube erstellt, in deren Schutz voraussichtlich ab 2018 die überirdischen Bauarbeiten beginnen sollen. Bereits ab Herbst 2017 schon sollen in der 22.500 Quadratmeter großen Baugrube zwei- bis dreigeschossige Tiefgaragen mit etwa 400 Stellplätzen entstehen.

Aus eins mach vier: Das Schaubild zeigt sehr schön, wo Büros und ein Hotel hinkommen sollen und wo Wohnbebauung vorgesehen ist. Damit nicht alles wie ein Einheitsbrei wirkt, hat das Architektenbüro Herzog & de Meuron noch drei weitere Büros an die Seite gestellt bekommen. Die konkrete Fassadengestaltung ist aber noch offen. Klar ist nur, dass es mit 350 bis 360 Wohnungen weniger geben wird als ursprünglich vorgesehen.

Bevor es soweit ist, müssen erst einmal zahlreiche jeweils 80 Zentimeter breite Schlitzwände in eine Tiefe von bis zu 17 Metern gesetzt werden. Um den dann angallenden Bauaushub wegzuschaffen, wird an der Oranienburger Straße für die bis zu 50 LKW pro Tag eine zweite Einfahrt geschaffen.

Erst entstand der sogenannte Berliner Verbau, das ist eine Trägerbohlwand mit rund vier Meter Tiefe und einem später aufgeschütteten breiten Sandkragen. Diese kostengünstige Bauweise verhindert, dass umliegendes Material in die Grube stürzt. Nun wird daran exakt anschließend die Schlitzwand aus Beton gesetzt. Sie wird bei 16,44 Meter mit einer Bodenplatte abschliessen. Damit entsteht ein Trog,  der verhindern soll, dass Grundwasser in die Grube läuft.

23. Februar 2017: Eigentlich sind die vorbereitenden Arbeiten zur Baugrundfreimachung erledigt. Aber immer wieder stoßen die Bauarbeiter auf Reste von Fundamenten. Bange Frage vor dem Abtransport: Bringt das noch was? Oder bringt das alles höchstens durcheinander?

Direkt an den Johannishöfen ist dieser Brocken „Vorgeschichte“ aufgetaucht. Aber: Historiker sind nicht mehr interessiert, seitdem die Fundamente der benachbarten alten Synagoge nichts Wertvolles ergeben haben.

28. Februar 2017: Faschingsdienstag. In Berlin fehlten zum Rosenmontag zwar die großen Strassenumzüge, aber eine Polonaise der besonderen Art erlebte dafür das Bauprojekt Tacheles: Der große gelbe Erdbohrer ist umgezogen und arbeitet seit heute im ersten der fünf Baufelder.  In den kommenden Wochen wird an der Oranienburger Straße eine bis zu 18 Meter tiefe Schlitzwand gebaut.

Direkt neben dem Bundesministerium für Gesundheit beginnen jetzt die richtigen Tiefbauarbeiten. Das Bau-Ende werden die Beamten aber nicht mehr erleben. Das Ministerium wird umziehen.