November / Dezember 2016 – Wir sind am Boden

2. November 2016: Nach einem halben Jahr Bauzeit ist der Boden erreicht. Zumindest ist eine Tiefe, die ein Kellergeschoss benötigt, jetzt ausgehoben. Aber Achtung: Es soll den Planungen zufolge mindestens zwei Etagen tief werden. Wir haben also gerade mal Halbzeit!

Der große Bodenbohrer ist zurück und frisst sich zwei Meter vom Baugrubenrand in regelmäßigen Abständen in die Tiefe. Offensichtlich wird hier der Untergrund chemisch verfestigt.
Der große Bodenbohrer ist zurück und frisst sich zwei Meter vom Baugrubenrand entfernt in regelmäßigen Abständen in die Tiefe. Offensichtlich wird hier der Untergrund chemisch behandelt.

6. November 2016: Der Westteil der Baugrube ist fertig! Der Boden wurde rund drei Meter ausgehoben und schön verfestigt. Alle Baggerspuren sind verschwunden, jetzt kann der erste Frost kommen.

Der Westteil ist frei, alle Bagger sind abgezogen. nur am rechten Rand ist noch der Keller zu sehen, der einfach nicht weichen will.
Der Westteil der Grube ist freigeräumt und alle Bagger sind mittlerweile abgezogen. Nur am rechten Rand ist noch der Tacheles-Keller zu sehen, der einfach nicht weichen will.

12. November 2016: Samstag, kurz vor 7 Uhr. Das Rattern von Presslufthämmern holt uns aus dem Bett. Eigentlich sollte am Wochenende ja nicht gearbeitet werden. Aber offenkundig ist das Wörtchen eigentlich sehr dehnbar…

Haben die sieben Signaljacken auf einem verlassenen Keller keinen Samstag? Oder können sie sonst nicht zusammenfinden?
Haben die sieben Signaljacken auf einem verlassenen Keller keinen Samstag? Oder können sie sonst nicht zusammenfinden?

14. November 2016: Es ist Herbst! Und es ist früh dunkel. So herrscht in der Baugrube mittlerweile früh schon Ruhe. Nur die Arbeiten am Tacheles-Keller gehen weiter – und ziehen sich hin.

Gut ausgeleuchtet ist der Kellerbereich. Aber interessanterweise schweigt der Presslufthammer.
Gut ausgeleuchtet ist der Kellerbereich. Aber interessanterweise schweigt der Presslufthammer. Und das unter der Woche…

21. November 2016: Die letzten Arbeiten vor der Winterpause konzentrieren sich auf den Keller am einstigen Tacheles. Denn die restliche Baugrube hat mittlerweile eine Tiefe von vier Metern erreicht. Die erste Etappe ist somit fast abgeschlossen.

Sehr gut zu sehen ist der Baufortschritt, der in jeweils einer Stufe zu je zwei Metern erreicht worden ist. Jetzt kann der Frost kommen....
Sehr gut zu sehen ist der Baufortschritt, der in jeweils einer Stufe zu zwei Metern erreicht worden ist. Jetzt kann der Frost kommen….

24. November 2016: Einen Monat vor Weihnachten ist es vollbracht! Die letzten  Reste eines Kellers auf dem Tacheles-Areal sind verschwunden. Eine enorme Kraftanstrengung, denn die Decke des Kellers bestand aus gut einem Meter dicken massiven Beton.

Wochenlang wurde gebohrt und gehämmert - und plötzlich ist alles vorbei. Nur drei letzte Meter stehen am Morgen noch. Im Tagesverlauf sind auch sie geschleift.
Wochenlang wurde gebohrt und gehämmert – und plötzlich ist alles vorbei. Nur drei letzte Meter Mauer stehen am Morgen noch. Im Tagesverlauf sind auch sie geschleift.

28. November 2016: Schlussspurt für den bisherigen Munitionsbergungsdienst: Die Baugrube ist nun durchgehend etwa vier Meter tief, Blindgänger sind nicht mehr zu erwarten. Jetzt wird noch aufgeräumt, dann kann die neue Tiefbaufirma ran.

Ein schöner Blick,von der Friedrichstraße aus: alles platt und der Tacheles-Keller ist nur noch Schutt.
Ein schöner Blick von der Friedrichstraße aus: alles platt und der Tacheles-Keller ist nach Wochen nur noch Schutt.

1. Dezember 2016: Was für eine Ruhe! Obwohl heute Donnerstag und somit ein Wochentag ist, schweigen die Bagger. Lediglich ein Tankwagen fährt übers eingeebnete Baugelände und stoppt am Tacheles-Araeal. Dann wird der Inhalt in den Keller hineingepumpt.

Wochenlang hat der Tacheles-Keller Sorgen bereitet. Denn nur das erste Untergeschoss war begehbar. Der Rest ist mit Schutt voll gefüllt gewesen. Vermutet wird sogar ein drittes Untergeschoss. Mal sehen.

4. Dezember 2016: Sonntag – Zeit für einen kleinen Ausflug zum alten Kunsthaus Tacheles. Etwa drei Jahre ist es her, dass seine Zwischennutzung als Treff der alternativen Kunstszene beendet wurde. Aber die Kunst kehrt offensichtlich zurück.

Monatelang sind die Bauzäune einfach nur nackte Bauzäune geblieben. Aber nun regt sich zum Winter buntes: Die ersten Graffitis sind direkt neben dem Tacheles entstanden.

6. Dezember 2016: Was kommt denn da zum Vorschein? Bislang nur eine Vermutung, ist es nun offensichtlich: Es gibt ein drittes Untergeschoss des Tacheles.

Jahrzehntelang versunken im Schutt wird jetzt ein Keller ausgebuddelt, aber mit historischen Funden ist eher nicht zu rechnen.

8. Dezember 2016: Immer wieder entstehen Haufen von rund 500 Kubikmeter oder einer Abmessung von 10x10x5 Metern. Das hat einen guten Grund: Jeder Haufen wird einer bestimmten Abfall-Kategorie zugeordnet und entsprechend entsorgt. Und damit es nachher keine Probleme gibt, wird zuvor eine Probe von jedem Sand-, Stein- und Schuttberg genommen.

Die Entsorgung gefährlicher Baustoffe – so heißt es korrekterweise – folgt einer Einstufung von Z0 beginnend. Bis zur Stufe Z2 kann der Abfall weiterverwertet werden. Danach muss er auf eine Deponie.

16. Dezember 2016: Langsam greift die vorweihnachtliche Entschleunigung: Die Erd-Arbeiten werden weniger und konzentrieren sich jetzt auf zwei Punkte. Zum einen wird der Tacheles-Keller weiter abgestützt, zum anderen – wie hier zu sehen – wird der Bereich zum benachbarten Gesundheitsministerium gesichert.

Das Gebäude des Bundesministeriums für Gesundheit – die einstige Zentrale der Nachrichtenagentur ddp – ist der einzige Neubau im bisherigen Tacheles-Areal. Der Blick hinter den Bauzaun zeigt sehr schön, dass die Baugrube nicht direkt an der Mauer in die Tiefe geht, sondern ein Stufenverfahren angewandt wird.

21. Dezember 2016: Es ist der kürzeste Tag des Jahres – nur noch drei Tage bis Weihnachten. So wird auch die Präsenz in der Baugrube immer dünner. Lediglich drei Pkw stehen noch auf dem provisorischen Parkplatz auf dem Baugrund.

Der Blick geht von der Johannisstrasse in Richtung Oranienburger Straße, wo sich die Ausfahrt für die schweren Lkw befindet.

24. Dezember 2016: Es ist Weihnachten und Zeit, Wünsche zu äußern. So sah die einstige Friedrichstadt-Passage im 1908 eröffneten Hertie-Kaufhaus aus. Wäre das nicht ein guter Denkanstoß für die neue Bebauung?

Der lichtdurchfluteter Durchgang hatte eine Länge von 150 Metern und eine Höhe von 48 Metern im Kuppeltaum. Der Durchmesser der Glaskuppel betrug übrigens stolze 28 Meter. Eine Meisterleistung für die damalige Zeit.

29. Dezember 2016: In den letzten Tagen des Jahres finden noch ein paar letzte Arbeiten auf dem Tacheles-Gelände statt. Der Keller des Gebäudes, der über drei Etagen reicht, wird versiegelt. Dahinter kann dann eine neue Trennwand für den Keller gezogen werden.

Die großen gelben Stützen zeigen sehr gut, wie tief der offene Keller in die Baugrube reicht. Es fiel nur nicht auf, weil alles jahrzehntelang mit Schutt bedeckt war.