Es sind exakt 118 Stufen bis ins Dachgeschoss des Doberaner Münsters. Immer über eine enge Wendeltreppe. Aber oben angekommen kann man dort den Glocken lauschen – die schwerste hat gut 800 Kilogramm und ist eine Kopie. Aber die kleinere Glocke mit ihren 320 Kilogramm ist noch das Original aus dem 14. Jahrhundert!
Und: In keinem anderen Zisterzienser-Kloster europaweit blieb die mittelalterliche Ausstattung so gut erhalten wie in Bad Doberan. Ein Besuch lohnt sich unbedingt – auch das Treppensteigen.
Zu Gast bei einem Schlossherren: Am letzten Tag des Jahres 2017 lädt Peter von Oerzten zu einem Besuch seines Herrenhauses in Roggow ein. Über Jahrhunderte war die Familie in Mecklenburg eine feste Burg. Bis 1945 alles endete. Die 925 Hektar wurden enteignet.
Stück für Stück renoviert der einstige Kaufmann das Herrenhaus, das zu DDR-Zeiten ein Heim für 12 Familien war. Kurz vor der Wende wurde es leergezogen, damit daraus ein Kinderheim entstehen sollte. Aber die Geschichte wollte es anders: das Objekt fiel an die Treuhand.
“Ich wollte es noch mal wissen und etwas Neues beginnen“, sagt von Oertzen, der zuvor mehr als ein Vierteljahrhundert bei Villeroy & Boch gearbeitet hat. Im Osten fand er nicht nur seine Tradition, sondern auch eine Frau und gründete seine eigene Familie.
Eine „Gypsi Fiesta“ ist immer ein Erlebnis. Denn das ist in Lieder gegossene Lebensfreude. Aber wenn ein solcher Abend im Café Sibylle in der einstigen Stalin-Allee stattfindet, der heutigen Karl-Marx-Allee, dann ist es schon etwas ganz Besonderes: Denn nur wenige Meter von der kleinen Bühne entfernt befindet sich Stalins Ohr – der letzte Überrest der einst größten Stalin-Statue auf deutschem Boden.
Die Frankfurter Allee war übrigens anläßlich von Stalins 70. Geburtstag am 21. Dezember 1949 in Stalinallee umbenannt worden. Im November 1961 wurde sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nur wenige Monate nach dem Mauerbau in Karl-Marx-Allee umbenannt. Heute gehört diese 2,6 Kilometer lange Allee zu Europas wichtigsten Archtitekturensembles und steht unter Denkmalschutz.
Am Mikrofon sang sich an diesem Abend Karola Nitsch in die Herzen des Publikums. Zusammen mit Ihrer Patchwork-Familie – darunter auch Karsten Troyke. Stimmgewaltig und gerade auch an diesem Ort berührend. Sehr gelungen.
Den Menschen im Mittelpunkt stellen – was Parteien heute versprechen, ist für die Stiftung Neue Synagoge Berlin etwas Selbstverständliches. Im einst größten jüdischen Gotteshaus Europas erzählt Leon „Henry“ Schwarzbaum den rund 250 Gästen aus seinem eigenen, unglaublichen Leben.
Mehr als sechs Millionen Juden wurden im Zweiten Weltkrieg ermordet – über die Hälfte der damaligen jüdischen Weltbevölkerung, betont Schwarzbaum. Es ist, so formuliert es der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, „deutsche Schuld und deutsche Verantwortung“.
In Auschwitz war Schwarzbaum Zeuge, wie die fast 3.000 verbliebenen Sinti und Roma ermordet wurden. „Wir werden heute Zeugen von Zeitzeugen“, sagt die Direktorin der Stiftung Neue Synagoge. Und kurz darauf fragt der heute fast 97-Jährige: „Ich möchte immer noch wissen, warum damals so viele mitgelaufen sind?“
Schwarzbaum erzählt mit erstaunlich klarer, zuweilen auch fast brechender Stimme von dem Leid und davon, dass 35 seiner Familienmitglieder von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Anne Will, die den Abend moderiert, greift die Worte des jüdischen Zeitzeugen auf, der sagt: „Es gibt kein Verzeihen oder gar Vergebung“.
Ein Hauch von Urwald in der City – das verspricht das Kulturkaufhaus Dussmann an der Friedrichstraße. Und das ist nicht zu viel gesagt: Über mehrere Etagen hinweg hat der französische Botaniker Patrick Blanc seine „Mur Végétal“ geschaffen, eine grüne Mauer oder den vertikalen Garten. 2012 wurde das lebende Kunstwerk eingeweiht.
Das Wasser, das beständig die Wand herunterfließt, wird in einem extra Becken aufgefangen. 16.200 Liter umfasst dessen Volumen. Ubd in einem kleinen Becken daneben sind sogar Goldfische zu bewundern.
Tipp: Ein idealer Ort für eine kleine Auszeit. Buch lesen ist hier ausdrücklich erwünscht!
Was ist das? Ein überdimensioniertes rosarotes Schwein schwebt am Bundestag. Und versucht, eine Botschaft zu verbreiten. Aber für was? Eine Werbung für das Pink-Floyd-Album „Animals“ Reloaded? Ein Marketing-Gag eines Spielzeugherstellers? Oder?
Übrigens: Angebunden ist das Schwein am sogenannten Mierscheid-Steg, der das Paul-Löbe-Haus mit dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus verbindet. Benannt ist der Übergang nach dem (fiktiven) Bundestagsabgeordneten Jakob Maria Mierscheid. Über fast zwei Jahrzehnte geisterte die Erfindung der SPD-Fraktionspressestelle durch die Politik und die deutsche Medienlandschaft.
Gibt es eine Religion, die einen explizit auffordert, mit Gott zu streiten? Ein Mann sagt: ja – Leonard Cohen. Begnadeter Musiker, Wortschöpfer und Jude. Es ist, so bekannte er einmal, seine jüdische Religion. Zum ersten Todestag dieses Ausnahme-Sängers bringen deutsche Künstler im Berliner Varieté Wintergarten seine Lieder in Erinnerung.
Neben Berlin gedenkt an diesem Tag auch Montreal der Stimme, die im Chor der ganz Großen fehlen wird. Denn Cohen war, was wenige wissen, Kanadier. In der deutschen Hauptstadt ist es Marianne Rosenberg, die bei den 30. Jüdischen Kulturtagen noch einmal eindringlich Cohens Hymne erschallen lässt: Halleluja!
Übrigens: Cohen erzählte einmal, wie er mit Bob Dylan Taxi fuhr und Dylan in der Zeit den Text zu zwei Liedern entwarf. Er selbst, so Cohen, habe auf dieser Fahrt gerade mal ein einziges, treffendes Wort für ein Lied gefunden. Auch dazu: Halleluja, Leonard.
“Das ‚Parlament der Bäume‘ ist ein Grundstück, das durch den Bebauungsplan als Vorbehaltsfläche für eine mögliche Erweiterung des Deutschen Bundestages eingestuft ist.“
Kultur-Staatssekretärin Monika Grütters auf eine Grünen-Anfrage.
Übrigens: 2018 läuft das zehnjährige Nutzungsrecht für den kleinen Streifen zwischen Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und der Bundespressekonferenz aus.
Die Sophienkirche in Berlin Mitte: ein Ort mit Geschichte. 1713 geweiht trägt sie den Namen ihrer Stifterin Sophie Luise von Mecklenburg-Schwerin. Die Ehefrau des Preußen-Königs Friedrich I. spendete aus eigener Schatulle 4.000 Gulden für den Bau einer evangelischen Kirche in der Spandauer Vorstadt, hier predigte 1964 auch Martin Luther King bei seinem überraschenden Besuch in Ost-Berlin. Ein guter Anlass, am Reformationstag diese lutherisch-evangelischen Kirche einmal zu besuchen.
Übrigens: Der 69 Meter hohe Turm der Sophienkirche ist der letzte original erhaltene barocke Kirchturm Berlins. Jedes Jahr zu Weihnachten erklingt von oben ein beeindruckender Posaunenchor.